Dr. Julius Spanier (l), Präsident der jüdischen Kultusgemeinde München, und US-General Lucius D. Clay bei der Einweihung der neuen Synagoge München am 20.05.1947

Nachkriegszeit

Neue jüdische Gemeinden in Bayern

Die meisten "Displaced Persons" (DPs) wollten nicht im ehemaligen Land der Judenmörder bleiben. Nicht allen jedoch gelang die Ausreise, einige DPs blieben in Bayern. Sie bildeten die Basis für den Neuanfang jüdischen Lebens in der Stadt.

Die neuen jüdischen Gemeinden in Bayern bestanden aus den wenigen überlebenden deutschen Juden, zum größten Teil jedoch aus osteuropäischen Displaced Persons. Im Gegensatz zur liberalen jüdischen Gesellschaft der Vorkriegszeit wurde nach dem Krieg die orthodoxe Tradition der Osteuropäer weitergepflegt.

Neubeginn in München und Fürth

Am 19. Juli 1945 wurde die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) München neu gegründet, am 20. Mai 1947 die Synagoge in der Reichenbachstraße neu eingeweiht. Von den Emigranten kamen nicht viele nach München zurück, unter anderen die jüdische Schauspielerin Therese Giehse.

Die jüdische Gemeinde in Fürth war vor dem Zweiten Weltkrieg ein wichtiges geistiges und wirtschaftliches Zentrum, das gleichberechtigt neben der christlichen Gemeinde der Stadt stand. Nach Kriegsende war jedoch von der fast 400-jährigen Erfolgsgeschichte der Gemeinde so gut wie nichts übriggeblieben: Lebten 1933 noch knapp 2.000 Juden in Fürth, so hatten nur 20 die NS-Herrschaft überlebt.

Rabbiner David Spiro

Rabbiner David Spiro im ehemaligen KZ Dachau bei der Einweihung eines jüdischen Mahnmals 1967

Zentrum der Orthodoxie

Dass die jüdische Gemeinde in Fürth nach dem Vernichtungsfeldzug der Nazis wieder entstehen konnte, war in erster Linie Jean Mandel und dem Rabbiner David Spiro zu verdanken. Beide kamen im Sommer 1945 nach Fürth. Doch mit dem Tod der beiden richtungsweisenden jüdischen Persönlichkeiten verließen in den 1970er Jahren immer mehr jüdische Menschen die Stadt, sie sahen keine Perspektive mehr für eine jüdische Lebensführung in Deutschland.

Russisch-jüdische Kontingentflüchtlinge

Russisch-jüdische Kontingentflüchtlinge 1996

Zuwanderer als neue Hoffnungsträger

In den 1990er-Jahren erleichterte die ehemalige UdSSR die Ausreise für ihre jüdischen Bürger und Deutschland nahm Jahr für Jahr mehrere Tausend sogenannter Kontingentflüchtlinge aus den Gebieten der ehemaligen Sowjetunion auf. Die beiden Münchner jüdischen Gemeinden, die Israelitische Kultusgemeinde und die liberale Gemeinde Beth Shalom, haben nun insgesamt wieder etwa 10.000 Mitglieder. München ist damit in Deutschland nach Berlin die Stadt mit der zweitgrößten Anzahl von Juden. Und auch in Fürth sind die Einwanderer aus den Gebieten der ehemaligen Sowjetunion seit den 90er Jahren die Hoffnungsträger jüdischen Lebens in Bayern.

Quelle: BR | Stand: 06.10.2020, 18:00 Uhr

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