Kunst der Nachkriegszeit

Planet Wissen Kurz erklärt 02:22 Min. Verfügbar bis 06.02.2030 WDR Von Minh Thu Tran

Nachkriegskunst

Kunst der Nachkriegszeit

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 entwickelte sich die Kunst in Ostdeutschland und Westdeutschland unterschiedlich.

Von Minh Thu Tran und Paul Grumer

Kunstfreiheit in Ost und West

Bis 1945 hatten die Nazis die Kunst für ihre politischen Ziele eingesetzt. Die Künstler sollten zum Beispiel schöne Frauen als liebevolle Mütter darstellen und starke Männer als tapfere Helden. Was den Nazis nicht passte, wurde als "Entartete Kunst" bezeichnet und verboten – beispielsweise moderne Kunst und Werke von jüdischen oder kommunistischen Künstlern.

1945 dann ging der Zweite Weltkrieg zu Ende. Deutschland war besiegt, und nach Kriegsende teilten die vier Siegermächte – also Frankreich, Großbritannien, die USA und die Sowjetunion – das Land unter sich auf und formten es nach ihren politischen Systemen um. In den folgenden Jahren entstanden zwei deutsche Staaten: im Westen die Bundesrepublik Deutschland (BRD) und im Osten die Deutsche Demokratische Republik (DDR).

Die Sowjetunion führte in Ostdeutschland den Sozialismus ein: Arbeiter und Bauern sollten im Mittelpunkt der neuen Gesellschaft stehen. Alle Menschen sollten die gleichen Rechte bekommen und genug Geld haben. Die drei westlichen Besatzungsmächte förderten in Westdeutschland die Demokratie, mit freien Wahlen.

In der DDR kontrollierte die Regierung alle Bereiche des Lebens, also auch die Kunst. Nur wer an einer Kunsthochschule der DDR studiert hatte und Mitglied im Künstlerverband VBKD war, durfte als freischaffender Künstler arbeiten.

1951 beschloss die Regierung das Ende der Kunstfreiheit: abstrakte Bilder und Bilder, die von Zerstörung und Untergang erzählen, waren verboten. Stattdessen sollte der Stil des Sozialistischen Realismus für die neue Staatsform begeistern.

Im Stil des sozialistischen Realismus gemaltes Bild. Ein Wissenschaftler, ein Soldat, ein Arbeiter, eine Bäuerin und zwei Kinder stehen in einer idealisierten Welt und winken.

Wandbild im Stil des "Sozialistischen Realismus"

Viele Künstlerinnen und Künstler störten sich sowohl an dem Stil als auch an der Botschaft, die diese Kunst vermittelte – zu sehr erinnerte sie das an die Nazizeit. Ein Teil von ihnen verließ deshalb die DDR, bis der Mauerbau 1961 das verhinderte, andere von ihnen ignorierten die staatlichen Vorgaben und arbeiteten im Verborgenen weiter.

In der BRD hatten Maler und Bildhauer mehr Freiheiten. Die kreative Vielfalt der Kunst symbolisierte die Freiheit in der Demokratie. Verschiedene Sichtweisen wurden dort offen ausgetauscht.

Merkmale und Stilrichtungen der Nachkriegskunst

Kunst der Nachkriegszeit – Merkmale und Stilrichtungen

Planet Wissen Kurz erklärt 02:00 Min. Verfügbar bis 06.02.2030 WDR Von Paul Grumer

In Ostdeutschland orientierte sich die politische Führung an der sowjetischen Besatzungsmacht: Sie bestimmte, wie Kunst auszusehen hatte und gab den "Sozialistischen Realismus" als Kunstrichtung vor. Der Begriff "Realismus" bedeutet, dass die Kunst die Wirklichkeit abbilden soll.

Die Werke sollten die neue politische Ordnung unterstützen: den Sozialismus – ein System, das die Gleichheit aller Menschen betonte und die Macht in die Hand der Arbeiter legen wollte. Dazu schickte der Staat die Künstler zum Beispiel in Fabriken, um die Arbeiter dort zu beobachten und zu malen. Die Kunst sollte für alle Menschen zugänglich und verständlich sein. Viele Werke entstanden deshalb an öffentlichen Gebäuden und Plätzen, zum Beispiel in Form von Wandgemälden.

Viele westdeutsche Künstler ließen sich dagegen von Kunstbewegungen aus den USA und Frankreich inspirieren. Sie arbeiteten "abstrakt", malen also keine wiedererkennbaren Gegenstände oder Menschen.

Stattdessen bestanden ihre Werke aus Farbwelten, Strichen und Klecksen ohne klare Formen. Diese Kunstrichtung hieß "das Informel" oder "informelle Kunst". Sie sollte die BRD als offen und tolerant darstellen, denn auch in anderen Demokratien überwog diese Kunstform. Außerdem half das "Informel", sich von der Hitler-Diktatur abzugrenzen – denn dort war moderne und avantgardistische Kunst komplett abgelehnt worden.

Deswegen förderten auch westdeutsche Kunsthistoriker, Museen und Aussteller das "Informel" und machten es zeitweise zur wichtigsten Kunstrichtung der Nachkriegszeit.

(Erstveröffentlichung 2025. Letzte Aktualisierung 04.02.2025)

FACHBERATUNG

Prof. Christian Fuhrmeister
Institut für Kunstgeschichte der LMU München und Projektreferent am Zentralinstitut für Kunstgeschichte

Prof. Christoph Zuschlag
Kunsthistorisches Institut der Universität Bonn

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Quelle: WDR

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