Kochen anno 1600 war eine Kunst für sich. In den Küchen deutscher Höfe roch es in der Renaissance nach Zimt, Koriander, Ambra, Pfeffer, Muskat und Nelken. Die Gewürze wurden so verschwenderisch eingesetzt, als könnten sie die Pest und den Teufel vertreiben.
Hinzu kamen Unmengen von Speisen: Drei Gänge mit jeweils 50 verschiedenen Gerichten waren bei festlichen Gelagen keine Seltenheit. Raffinesse war wichtig, täuschend echt nachgeformte Braten, Pasteten, die in ihrem Inneren lebendige Vögel verbargen oder Riesentorten mit einem Menschen darin.
Eine Zeit lang waren auch bunte Speisen modern: Es gab grün gefärbtes Spanferkel, karmesinrote Hühnerpastetensoße, blaues Morchelmus, schwarzes Weintrauben-, Birnen- oder Apfelmus. Die grüne Farbe kam vom Petersiliensaft, das Blau aus kleingestampften Veilchen, Akelei und Kornblumen, Safran sorgte für Gelbtöne, die Rote Beete für Dunkelrot.
Manchmal wurde gefülltes Geflügel sogar mit Eigelb und Safran vergoldet, sofern es nicht von vornherein mit Blattgold verziert wurde. Dazu bestrich man den Braten mit Honigwasser und drückte das Gold mit Baumwolle an. Ähnlich ging man beim Versilbern der Speisen vor.
(Erstveröffentlichung 2009. Letzte Aktualisierung 10.12.2020)
Quelle: WDR