Das "Wechselfieber" schützte das antike Italien vor Invasionen
In Italien wurde schon im Altertum vor allem das Gebiet um die Pontinischen Sümpfe südöstlich von Rom von einer Krankheit heimgesucht, die man damals noch "Wechselfieber" nannte. Einige Historiker behaupten sogar, die Malaria sei für den Untergang des Römischen Reiches verantwortlich gewesen. Das mag übertrieben sein, aber die Malaria sorgte in einigen Gegenden tatsächlich dafür, dass die Menschen ganze Gebiete mieden.
Das brachte allerdings auch Vorteile mit sich. Kaum etwas schreckte Eroberer so sehr ab, Italien anzugreifen. Und wer es dennoch wagte, musste oft genug mit dem Tode rechnen. Nachdem der Westgotenkönig Alarich Rom erobert hatte, starb er kurze Zeit später an Malaria. Genauso erging es dem Ostgotenkönig Theoderich, der in Ravenna der Malaria zum Opfer fiel.
Auch Theoderich fiel der Malaria zum Opfer
Malaria in Europa
Auch im Mittelalter nahmen die Malaria-Epidemien im südlichen Europa kein Ende. Die deutschen Könige, die sich zum Kaiser ernennen lassen wollten, mieden bewusst den Sommer, wenn sie Richtung Rom aufbrachen. Nach Rom mussten sie allerdings, denn nur die Päpste hatten die Macht, sie zum Kaiser zu ernennen. Doch die meisten Päpste stammten aus Italien und waren den Deutschen nicht immer wohl gesonnen.
Kaiser Heinrich III. schließlich wollte den Problemen ein Ende bereiten und ernannte 1046 den deutschen Bischof Suitger von Bamberg als Clemens II. zum Papst. Doch schon ein Jahr später starb Clemens II., vermutlich an Malaria. Nicht anders erging es seinen deutschen Nachfolgern. Zwischen 1046 und 1057 starben nacheinander vier deutsche Päpste – höchstwahrscheinlich alle an Malaria.
Und nicht nur in Italien grassierte die Krankheit. Noch im 18. Jahrhundert waren einige Gebiete Hollands mit der Malaria verseucht, und auch in Deutschland kam es zu vereinzelten Epidemien. So zum Beispiel in Mannheim, wo sich Friedrich Schiller vermutlich das Wechselfieber zuzog.
Sümpfe als Brutstätten
Noch gab es keine genaue Vorstellung davon, wie die Krankheit übertragen wurde. Man ging davon aus, dass die Luft für die Verbreitung der Krankheit verantwortlich sei. Die Erreger, so nahm man an, hielten sich in den Sümpfen auf und gingen über die Atemwege auf den Menschen über.
So tat man an manchen Orten genau das Richtige: Man ließ die Sümpfe trocken legen. Die Malaria-Mücke, die Überträgerin des krank machenden Erregers, braucht feuchte Gebiete. In Tümpeln und anderen stehenden Gewässern findet sie die ideale Umgebung für ihre Brutplätze.
An Orten wie diesen fühlt sich die Mücke besonders wohl
Das erste Medikament gegen Malaria
Ein Heilmittel gegen die Krankheit gab es noch nicht. Doch schon im 17. Jahrhundert hatten die Jesuiten in Südamerika eine interessante Entdeckung gemacht: Die dort lebenden Indianer verwendeten ein Mittel, das sie "Quina" nannten, was soviel bedeutet wie Baumrinde. Den Namen Chinarinde bekam es erst hundert Jahre später.
Bis dahin bezeichnete man das sagenhafte Mittel als "Jesuitenpulver". Francesco Torti, der auch den Namen "Malaria" prägte, beschrieb als erster ausführlich die positiven Wirkungen der indianischen Baumrinde.
Doch die meisten Ärzte hielten nichts von diesem fremdartigen Medikament. Erst als das Interesse der Wirtschaft nach einem wirksamen Mittel gegen Malaria geweckt worden war, wurde die Chinarinde und das aus ihr gewonnene Chinin so wertvoll wie Gold. Die Europäer hatten die Schätze Afrikas entdeckt und wollten sie für sich haben.
Doch manche Gebiete Afrikas waren so von Malaria und anderen Krankheiten verseucht, dass man die Westküste des Landes auch "das Grab des weißen Mannes" nannte. Erst die Einführung des Chinins Anfang des 19. Jahrhunderts ermöglichte das Vordringen der Europäer ins Innere Afrikas.
Chinarinde – Mittel gegen die Krankheit
Der Übertragungsweg wird entdeckt
Und noch immer vermuteten die meisten, dass die Krankheit von der schlechten Luft herrühre. Erst im Jahr 1880 entdeckte der französische Militärarzt Alphonse Laveran, dass sich bei Patienten, die an Malaria gestorben waren, kleine Parasiten im Blut befanden.
Alphonse Laveran entdeckte den Parasiten
Doch noch war nicht geklärt, wie die Parasiten in das Blut hineingelangt waren. Zwar hatten die Menschen auch schon zu früheren Zeiten den Verdacht, dass Mücken für die Übertragung der Krankheit verantwortlich seien. Doch erst der englische Militärarzt Ronald Ross deckte die Zusammenhänge auf. 1902 erhielt er dafür den Nobelpreis.
(Erstveröffentlichung 2006. Letzte Aktualisierung 01.04.2020)
Quelle: WDR