Kulturhistorisch gesehen gehören sowohl Emmer als auch Einkorn zu den ältesten vom Menschen angebauten Getreidesorten. Reste von Einkorn wurden zum Beispiel bei der Steinzeit-Gletschermumie Ötzi gefunden.
Durch den Ackerbau wanderten beide Getreidesorten vermutlich von Persien nach Ägypten, Nordafrika und den Balkan bis Europa.
Um 3000 vor Christus war Emmer die wichtigste Getreideart Mitteleuropas, in der Römerzeit galt er als der Weizen von Rom.
Im Mittelalter endete die Erfolgsstory von Emmer und Einkorn allmählich, spätestens seit die berühmte Äbtissin Hildegard von Bingen den Dinkel als das neue Wunderkorn bezeichnete.
Im 18. Jahrhundert breitete sich in der Landwirtschaft der Weizen endgültig aus, weil er bei weniger Aufwand mehr Ertrag lieferte. Auch wenn sowohl Emmer als auch Einkorn aromatischer schmecken, hat sich der Weizen inzwischen durchgesetzt.
Mittlerweile sind Einkorn, Emmer und Co wieder gefragt, weil die alten Sorten robuster sind und sich gegen Schädlinge besser zur Wehr setzen können als Weizen. Einkorn zum Beispiel ist ziemlich anspruchslos und wächst auf nahezu jedem Boden.
Außerdem können typische Schädlinge wie der Mutterkornpilz, die Wurzelfäule oder Unkräuter dem Einkorn nichts anhaben.
Denn er gehört genau wie Emmer zum Spelzgetreide. Das bedeutet, dass die Spelzen fest mit dem Korn verwachsen sind und es so besser schützen. Das macht aber wiederum den Herstellern mehr Arbeit. Der Spelz muss mühsam vom Korn getrennt werden, auch der Ertrag ist deutlich geringer.
Beim Emmer sind die Spelzen fest mit dem Korn verwachsen
Weil aber immer noch Quantität statt Qualität zählt, bleiben die alten Sorten ein Randprodukt. Vor allem in Reformhäusern aber finden sich die alten Sorten. Sei es in Form von Emmerbier in Bayern oder Emmerbrot, Emmernudeln oder Emmerschnaps.
Quelle: SWR | Stand: 02.06.2020, 08:56 Uhr