Um diesen Käse rankt sich eine wunderbare Geschichte, die alle Bedingungen französischer Geschichten erfüllt: Liebe, Erotik und Genuss. Ob diese Geschichte der Wahrheit entspricht, sei dahingestellt. Vermutlich ist zumindest ein wenig Wahres dran – wie an fast jeder guten Geschichte.
Zur Zeit der Französischen Revolution soll ein Priester aus Brie, wo man schon damals den gleichnamigen Käse herstellte, auf der Flucht bei der Bäuerin Marie Harel (manche behaupteten, es sei seine Cousine gewesen) in dem kleinen Dorf Camembert in der Normandie untergekrochen sein.
Der Priester soll der Bäuerin so dankbar gewesen sein, dass er sie in die Kunst des Käsemachens einweihte. Angeblich probierten und experimentierten die beiden monatelang bei Tag wie in der Nacht, bis sie am Ende aus dem einfachen Bauern-Brie, den es wohl schon seit dem 11. Jahrhundert gab, den Camembert entwickelt hatten. Eine feinschmeckende Delikatesse, die die Welt erobern sollte.
Wesentlichen Anteil am Erfolg des Camemberts hatte auch Napoleon III. Er war ein ausgesprochener Camembert-Liebhaber und ließ ihn sich und seinen Gästen zu jeder Gelegenheit bei Hofe servieren. Noch größeren Anteil an der weltweiten Verbreitung des Camembert aber hatte der französische Ingenieur Ridel, der eine dünne Schachtel aus Spanholz entwickelte, in der der Käse problemlos exportiert werden konnte.
Napoleon III. war ein großer Camembert-Fan
Nur der Camembert, der aus der Normandie stammt, darf sich mit der Bezeichnung "Camembert de Normandie (AOC)" schmücken. Er muss aus Rohmilch mit 45 Prozent Fett i.Tr. (= in der Trockenmasse) hergestellt werden. Trockenmasse meint das Gewicht des Käses, wenn ihm das Wasser entzogen wurde.
Camembert ist weniger fett als Brie. Die Haut bedeckt ein dünner Schimmel. Die Käselaibe besitzen einen Durchmesser von rund elf Zentimetern, sind etwa drei Zentimeter hoch und etwa 250 Gramm schwer. Die Reifezeit des Käses liegt bei mindestens 21 Tagen.
Der Klassiker in der Holzkiste
(Erstveröffentlichung 2004, letzte Aktualisierung 13.09.2019)
Quelle: SWR