Schulgeschichte
PISA, was ist das?
Die erste PISA-Studie erschreckte 2000 in Deutschland Politiker, Lehrer und Eltern gleichermaßen und rückte das deutsche Bildungssystem ins öffentliche Interesse gerückt. Sie war der Auslöser, gründlich über die Schule von morgen nachzudenken.
Von Martina Frietsch, Phoebe Rosenkranz
Das untersucht die PISA-Studie
Im Jahr 2000 startete die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) die PISA-Studie. PISA ist die Abkürzung für "Programme for International Student Assessment" (Programm zur internationalen Schülerbewertung).
Alle drei Jahre erhalten seitdem 15-jährige Schüler Aufgaben, die testen sollen, wie gut sie in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften sind. Darüber hinaus geben Fragebögen Auskunft über Einstellungen und Aktivitäten der Jugendlichen sowie über die Situation im Elternhaus und Merkmale der jeweiligen Schule.
Ziel: Bildungssysteme vergleichbar machen
Mithilfe der Ergebnisse untersucht die OECD, inwieweit es den teilnehmenden Staaten mit ihrem jeweiligen Bildungssystem gelingt, die Jugendlichen auf die Anforderungen der Gesellschaft und auf das lebenslange Lernen vorzubereiten. Lernen soll sich als Prozess deutlich über die Schule hinaus in den Alltag und in das spätere Berufsleben fortsetzen können.
PISA liefert also Informationen über die Ergebnisse beziehungsweise die Effektivität des Lehrens und Lernens in unterschiedlichen Bildungssystemen. Die teilnehmenden Staaten können sich und ihr Bildungssystem damit im internationalen Vergleich bewerten und analysieren.
Besonderen Wert legt PISA dabei auf die Frage, wie es den einzelnen Staaten gelingt, Kindern unabhängig von ihrer kulturellen und sozialen Herkunft die Entwicklung ihrer Kompetenzen zu ermöglichen.
Deutschland im PISA-Schock
Beim ersten PISA-Test, an dem sich 32 Nationen beteiligten, landete Deutschland im internationalen Vergleich gerade mal auf Platz 21. Schreib- und Lesekompetenz, Naturwissenschaften, Mathematik: Die deutschen Schüler schnitten in allen Kompetenzen schlechter als der Durchschnitt ab.
Ergebnis der ersten PISA-Studie: Viele Schüler sind Lesemuffel
Besonders auffällig war der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und schulischem Erfolg. In keiner anderen Industrienation haben Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund oder aus Arbeiterfamilien eine so geringe Chance, einen guten Schulabschluss zu machen.
Der Schock saß tief. Deutschlands Bildungspolitiker begannen eiligst mit Ursachenforschung, zahlreichen Reformen und noch mehr Vorschlägen. Vielerorts setzten die Reformer auf den Ausbau der Ganztagsschulen, auf frühe Sprachförderung und schließlich auch auf die Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems.
Die Ergebnisse werden immer besser
Schon bei den Folgetests in den Jahren 2003 und 2006 war eine leichte Verbesserung zu erkennen. Bei Mathematik und den Naturwissenschaften erreichten die deutschen Schüler Ergebnisse über dem OECD-Durchschnitt und haben damit zumindest einen Platz im besseren Mittelfeld erreicht.
Bei der PISA-Studie 2009 stand die Schreib- und Lesekompetenz im Mittelpunkt. Rund 5000 Jugendliche an 226 deutschen Schulen wurden getestet. Auch in diesem Bereich gab es eine leichte Verbesserung, jedoch wurde erneut klar, dass noch immer großer Handlungsbedarf besteht.
Die Anzahl der Schülerinnen und Schüler in den sogenannten Risikogruppen sei gesunken, stellte die damalige Bundesbildungsministerin Annette Schavan fest. Insbesondere die Schüler mit Migrationshintergrund hatten leicht aufgeholt.
Der Anteil der schwachen Leser in der gesamten getesteten Gruppe hatte um rund vier Prozent abgenommen. Dennoch betrug er bei PISA 2009 noch immer 18,5 Prozent. Das bedeutet, dass ein erheblicher Teil der 15-Jährigen nur auf Grundschulniveau lesen kann. Die Schüler können die Texte zwar entziffern, verstehen aber nicht, was drinsteht.
2012 wurden zum fünften Mal Schüler für die PISA-Studie ausgewählt und in Mathematik, Naturwissenschaften und Lesen getestet. Ende 2013 wurden die Ergebnisse veröffentlicht. Erfreulich ist, dass deutsche Schülerinnen und Schüler – gemessen am OECD-Durchschnitt – überdurchschnittlich gute Leistungen erzielt haben. Besonders in den Naturwissenschaften haben sich die Leistungen im Vergleich zu den Vorjahren deutlich verbessert.
Die PISA-Studie 2015 mit Schwerpunkt Naturwissenschaften bestätigte diese Tendenz. Deutschland hat seinen guten Platz in der oberen Tabellenhälfte (16. Platz von 72) gehalten.
Die Reformen greifen langsam
Als Grund dafür sieht das Bildungsministerium die internationalen Bildungsvergleiche, wie etwa TIMSS (Trends in International Mathematics and Science Study) und IGLU (Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung) sowie die nationalen Vergleichsuntersuchungen.
(Erstveröffentlichung 2008. Letzte Aktualisierung 12.11.2019)
Quelle: WDR/SWR