Kalender
Geschichte des Kalenders
Kalender helfen uns, die Zeit in ein System einzuordnen. Im Laufe der Jahrtausende haben sich immer wieder Fehler in die Berechnung des Kalenders eingeschlichen. Alte Systeme mussten überarbeitet oder neue entwickelt werden.
Von Beatrix von Kalben und Tobias Aufmkolk
- Um 4000 vor Christus: ein Jahr hat 365 Tage
- Um 3000 vor Christus: der 24-Stunden-Tag
- Um 2000 vor Christus: der Monat hat 30 Tage
- 753 vor Christus: Gründung Roms
- Um 700 vor Christus: zwölf Monate
- Um 528 vor Christus: der Schaltmonat
- 432 vor Christus: der griechische Kalenderzyklus
- 153 vor Christus: Jahresbeginn am 1. Januar
- Um 45 vor Christus: der Julianische Kalender
- 325: Frühjahrsbeginn, Ostern und Sieben-Tage-Woche
- 525: Jesus' Geburt als Jahr Null
- 1582: die Gregorianische Kalenderreform
- 1793: der französische Revolutionskalender
- 1976: Kalenderwochen und Wochenbeginn
Um 4000 vor Christus: ein Jahr hat 365 Tage
Für den ersten Kalender der Ägypter steht das Wasser des Nils Pate. Durch seine regelmäßigen Überschwemmungen bringt der Fluss den Bauern einmal im Jahr fruchtbare Erde. Die Überflutungen wiederholen sich ungefähr alle 365 Tage.
Aus diesem Grund definieren die Ägypter drei Jahreszeiten nach landwirtschaftlichen Gesichtspunkten: Überschwemmung, Aussaat und Ernte. Wichtigstes Datum ist das erste jahreszeitliche Erscheinen des Sternes Sirius, das eng mit dem Beginn der Nilschwemme zusammenfällt. Vermutlich ist dieses Datum auch der altägyptische Neujahrstag.
Der Nil trat alle 365 Tage über die Ufer
Um 3000 vor Christus: der 24-Stunden-Tag
Die Sumerer in Mesopotamien entwickeln als erste einen Kalender im sogenannten sexagesimalen System. Das heißt: Ein Tag hat 24 Stunden, eine Stunde 60 Minuten und eine Minute 60 Sekunden.
Die moderne Uhrzeit hat ihren Ursprung in Mesopotamien
Um 2000 vor Christus: der Monat hat 30 Tage
Die Babylonier in Mesopotamien entwickeln einen Kalender, der sich auf den Mondlauf um die Erde bezieht. Sie berechnen für diese Umlaufzeit etwas mehr als 29,5 Tage. Daher werden zwölf Monate zu je 30 Tagen zu einem Jahr zusammengefasst.
Da die Länge eines Sonnenjahres jedoch knapp 365,25 Tage beträgt, fügen sie jeweils nach Bedarf einen 13. Schaltmonat ein.
753 vor Christus: Gründung Roms
Der Beginn der römischen Zeitrechnung: Der römische Gelehrte Marcus Terentius Varro (116-27 vor Christus) setzt für dieses Jahr die Gründung der Stadt Rom fest.
Um 700 vor Christus: zwölf Monate
Als erster König von Rom hatte Romulus zehn römische Monate eingeführt. Nun ergänzt der sagenumwobene zweite König Numa Pompilius (750-671 vor Christus) den Kalender um zwei weitere Monate: Januaris und Februaris.
Numa Pompilius, zweiter König von Rom
Um 528 vor Christus: der Schaltmonat
Die Perser führen als erste einen regelmäßigen 13. Schaltmonat ein, der alle 19 Jahre eingefügt wird.
432 vor Christus: der griechische Kalenderzyklus
Der Astronom Meton entwickelt in Griechenland einen neuen Kalenderzyklus. In einem komplizierten Verfahren berechnet er das kleinste gemeinsame Vielfache von der Erd- und der Mondumlaufbahn.
Durch eine geeignete Festlegung der Anzahl der Tage im Jahr in einem Kalender, der Mond und Sonne berücksichtigt, funktioniert dieser Zyklus relativ genau und muss nur alle 228 Jahre um einen Tag korrigiert werden.
Der metonische Zyklus wird erst durch die Einführung des Julianischen Kalenders abgelöst. Noch heute dient er zur Berechnung des christlichen Osterfestes.
Der Mond
153 vor Christus: Jahresbeginn am 1. Januar
Der römische Senat verlegt den Jahresbeginn vom 1. März auf den 1. Januar. Die sogenannten Zählmonate September (von lateinisch "septem" = sieben), Oktober (von lateinisch "octo" = acht), November (von lateinisch "novem" = neun) und Dezember (von lateinisch "decem" = zehn) rücken damit zwei Positionen weiter nach vorne, haben aber bis heute ihre ursprünglichen Namen behalten.
Um 45 vor Christus: der Julianische Kalender
Die Einführung des Julianischen Kalenders: Der römische Kaiser Gaius Julius Caesar setzt mit einer Reform den Ungenauigkeiten des bestehenden Kalenders ein Ende. Der griechische Astronom Sosigenes aus Alexandria entwickelt hierfür ein neues System.
Es wird ein Normaljahr mit 365 Tagen eingeführt; neue Regeln für Schaltjahre werden mit dem Ziel bestimmt, den Frühlingspunkt möglichst auf ein festes Datum des Kalenders zu fixieren.
325: Frühjahrsbeginn, Ostern und Sieben-Tage-Woche
Auf dem ersten ökumenischen Konzil zu Nicaea wird der Frühjahrsbeginn auf den 21. März festgelegt. Weitere Beschlüsse des Konzils: Festlegung des Osterdatums auf den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsanfang und Einführung der siebentägigen jüdisch-christlichen Woche.
525: Jesus' Geburt als Jahr Null
Der Mönch Dionysius Exiguus führt die Zeitrechnung "Anni ab incarnatione Domini" ein, was später zu "Anno Domini ("im Jahre des Herrn") abgewandelt wird.
Beginn der neuen Zeitrechnung ist das fiktive Datum der Geburt von Jesus Christus und nicht mehr der Amtsantritt des römischen Kaisers Diokletian (29. September 284). Diese Art der Zeitrechnung setzt sich allmählich im Mittelalter durch und ist heute die weltweit gebräuchlichste.
1582: die Gregorianische Kalenderreform
Papst Gregor XIII. verordnet eine Kalenderreform. Sie wird nach ihm benannt und sorgt dafür, dass die Unregelmäßigkeiten des Julianischen Kalenders ausgeglichen werden.
Denn da der Julianische Kalender zu lang ist und sich seit dem Konzil von Nicaea zehn zusätzliche Tage angesammelt haben, werden weitere Schaltregeln eingeführt. Die überflüssigen Tage werden einfach aus dem Kalender gestrichen. Auf den 4. Oktober 1582 folgt damit direkt der 15. Oktober 1582.
Der Gregorianische Kalender wird von vielen protestantischen Ländern erst im 18. Jahrhundert, in Russland erst 1918 und in der Türkei sogar erst 1927 übernommen. Die Feiertage der orthodoxen christlichen Kirche richten sich bis heute nach dem alten Julianischen Kalender.
1793: der französische Revolutionskalender
In Frankreich wird nach der Französischen Revolution ein Revolutionskalender eingeführt, der auf dem Dezimalsystem beruht. Die Abkehr von der bisherigen gesellschaftlichen Ordnung soll auch im Kalendersystem ihren Niederschlag finden.
Das Jahr wird in zwölf Monate zu je 30 Tagen unterteilt. Am Jahresende werden fünf oder sechs Tage angehängt, die als Feiertage gelten. Ein Monat besteht aus drei Dekaden zu je zehn Tagen, der Tag aus zehn Stunden, die Stunde aus zehn weiteren Teilen und so weiter.
Doch der Kalender setzt sich nicht lange durch: Unter Napoleon wird bereits 1806 wieder der Gregorianische Kalender eingeführt.
Napoleon Bonaparte führte den Gregorianischen Kalender wieder ein
1976: Kalenderwochen und Wochenbeginn
In Deutschland wird eine neue Norm zur Festlegung der Kalenderwochen umgesetzt. Ab dem 1. Januar 1976 ist der Montag Wochenbeginn. Die erste Kalenderwoche des Jahres ist die Woche, in die mindestens vier der ersten sieben Januartage fallen.
(Erstveröffentlichung 2003. Letzte Aktualisierung 30.03.2020)
Quelle: WDR