Die deutsche Polizei
Tipps: Wie sichere ich meine Wohnung gegen Einbrüche?
Jedes Jahr werden in Deutschland bei Wohnungseinbrüchen Wertsachen in Millionenhöhe gestohlen. Wie können sich Bewohner schützen? Welche Tipps sollten Eigentümer unbedingt beachten? Und welche Maßnahmen sind überflüssig?
Von Katrin Ewert
Einbrecher verursachen finanzielle und psychische Schäden
Ein Einbruch? Das kann mir nicht passieren, denken viele Mieter und Eigentümer. Wenn sie aus der Wohnung gehen, lassen sie die Fenster gekippt und ziehen die Haustür heran, ohne diese abzuschließen. Doch genau diese beiden Fehler nutzen Diebe häufig aus.
Einen Schaden von rund 310 Millionen Euro mussten die Versicherungen 2018 erstatten, heißt es beim Branchenverband GDV. In den fünf Jahren zuvor hatten die versicherten Schäden jeweils rund 500 Millionen Euro ausgemacht.
Doch schwerer als der materielle Schaden wiegt nach einem Einbruch oft die psychische Belastung: Viele Betroffene fühlen sich in ihrem Zuhause nicht mehr sicher und haben Angst vor einem weiteren Einbruch.
"Umso wichtiger ist es, gegen Einbrüche vorzubeugen", sagt Harald Schmidt, der Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention. "Jeder kann seine Wohnung vor Einbrüchen schützen."
Infografik der Polizei: So brechen Diebe in Deutschland ein
Was jeder sofort tun kann
Das Wichtigste sei, dass sich die Bewohner "sicherheitsbewusst" verhalten, sagt Harald Schmidt. Nicht nur Fenster und Haustüren sollten verschlossen werden, sondern auch Gartentüren, Hof- und Garagentore.
"Wer einen Garten hat, sollte darauf achten, dass Hecken und Sträucher nicht zu hoch wachsen", sagt der Polizist. "Diese bieten den Einbrechern Sichtschutz."
Außerdem sollten die Bewohner Gartenmöbel, Leitern und Mülltonnen entfernen oder wegschließen. "Solche Gegenstände sind für die Täter perfekte Aufstiegshilfen", sagt Schmidt. Große Grundstücke und dunkle Bereiche sollten außerdem gut beleuchtet sein. "Licht wirkt auf Einbrecher abschreckend", sagt der Experte.
Checkliste: So verhindern Sie Einbrüche!
- Schließen Sie unbedingt Ihre Haustür ab!
- Verschließen Sie immer Fenster, Balkon- und Terrassentüren!
- Verstecken Sie Ihren Schlüssel niemals draußen!
- Wenn Sie Ihren Schlüssel verlieren, wechseln Sie den Schließzylinder aus.
- Geben Sie keine Hinweise darauf, dass Sie länger nicht zu Hause sind – zum Beispiel durch überfüllte Briefkästen oder Urlaubsposts auf Facebook.
- Wenn Sie etwas Verdächtiges beobachten, informieren Sie die Polizei.
Ein vollgestopfter Briefkasten zeigt dem Einbrecher: Der Eigentümer ist im Urlaub
Unverzichtbar: einbruchssichere Fenster und Türen
"Die nächste Einbrecher-Barriere ist der mechanische Schutz", sagt Harald Schmidt. Die Polizei empfiehlt: Türen, Fenster und Rollläden sollten mindestens der Widerstandsklasse zwei entsprechen. "So stehlen Sie dem Dieb die Zeit", sagt Schmidt.
Fenster und Türen sollten außerdem eine durchwurfhemmende Verglasung haben. Für Türen empfiehlt Einbruchsexperte Schmidt außerdem einen Weitwinkelspion und eine Türspaltsperre. "So können Bewohner mit der fremden Person sprechen, ohne dass sie das Risiko eingehen, dass der Fremde die Tür aufstößt", sagt er.
Einbruchssichere Rollläden: Eine Barriere für jeden Dieb
Wer sein Haus neu errichtet oder umbaut, sollte dieses Sicherheitspaket gleich einbauen. Es gibt aber auch die Möglichkeit, Fenster und Türen nachzurüsten. "In jedem Fall sollten die Eigentümer sich Angebote bei mehreren Bauunternehmen oder Handwerksbetrieben einholen und miteinander vergleichen", sagt Schmidt.
Bei sehr einbruchsgefährdeten Häusern sind Fenster und Türen mit höheren Widerstandsklassen sinnvoll. Jeder kann sich bei der polizeilichen Beratungsstelle in seiner Nähe kostenlos über die Möglichkeiten informieren.
Bewohner können sich den Ausbau vom Staat fördern lassen. Zur Förderung zählen Investitionszuschüsse und zinsgünstige Kredite. Wichtig: den Antrag vor dem Umbauen stellen!
Der Klassiker: Die Alarmanlage
"Eine Einbruchmeldeanlage, oder im Volksmund Alarmanlage, kann den mechanischen Schutz sinnvoll ergänzen", sagt Schmidt. Wenn die Anlage Alarm schlägt, ergreift der Einbrecher meist die Flucht, ohne etwas zu erbeuten. Zudem verhindert die Alarmanlage, dass die Bewohner dem Einbrecher in die Arme laufen, wenn sie nach Hause kommen.
Aber: Die technische Erweiterung sei kein Muss, sagt Schmidt. Die Installation sei immer eine individuelle Entscheidung. Auch über dieses Thema können sich Bewohner von der Polizei beraten lassen.
Moderne Alarmanlagen lassen sich per App auf dem Smartphone steuern
Die Alarmanlage sollte auf jeden Fall von einem Fachmann installiert werden. Sonst funktioniert das Gerät eventuell nicht richtig oder löst Falschalarme aus. Auch hier sei es sinnvoll, sich von verschiedenen Firmen Angebote einzuholen.
Extras: Kameras und Tresore
Wer sich mit einer Alarmanlage noch nicht sicher genug fühlt, kann in verschiedene Extras investieren. "Durch eine Türsprechanlage kann der Bewohner zuerst mit dem Besucher reden, bevor er ihn reinlässt", sagt Schmidt. Erweitern lässt sich das durch eine Kamera im Eingangsbereich.
Ein günstigerer Zusatz ist eine Zeitschaltuhr für die Beleuchtung: Sie schaltet das Licht automatisch an und aus und täuscht so vor, dass der Bewohner zu Hause ist. Auch für die Rollläden lässt sich eine Zeitschaltuhr anbringen.
Wer teure Wertgegenstände wie Erbstücke oder Bargeld sichern will, kann sich einen Wandtresor mit Zahlencode anschaffen.
Einbruchsexperte Harald Schmidt
Mit dem Smartphone die Wohnung bewachen
Die Smart-Home-Lösungen sind noch recht jung. Sie kombinieren meist mehrere Produkte, darunter Kamera, Bewegungsmelder und Sirene, die sich über eine App auf dem Smartphone steuern lassen. Der Bewohner kann so über einen Livestream den ganzen Tag lang nach dem Rechten sehen.
Das Start-up Comfylight verbindet diesen Trend mit einer intelligenten Glühbirne: Durch einen Bewegungssensor schaltet sich die Lampe automatisch ein, wenn ein Familienmitglied in den Raum kommt.
"Die Glühbirne merkt sich die Bewegungsmuster der Familie und simuliert sie, wenn niemand zu Hause ist", sagt Kathrina Baumann, eine Mitarbeiterin des Start-ups. Sollte ein Fremder das Haus betreten, schickt die Lampe sofort eine Nachricht aufs Smartphone.
Zukunftstrend: Eine Lampe merkt sich Bewegungsmuster und simuliert sie
Immer wieder ein Thema: Trickdiebstahl
Nicht jeder Einbrecher bricht mit Gewalt in die Wohnung oder das Haus ein. Trickbetrüger versuchen, durch einen Vorwand in die Wohnung zu kommen, um Wertgegenstände zu stehlen. Die Täter lassen sich Tricks wie diese einfallen:
Die Tricks der Diebe
- Handwerker-Trick: Täter täuschen eine offizielle Funktion vor. Sie geben sich beispielsweise als Handwerker oder Polizist aus, oder als Mitarbeiter von der Hausverwaltung, der Kirche, der Rentenversicherung oder Krankenkasse. Manchmal kündigen sie ihren Besuch sogar vorher telefonisch an, um ein Vertrauensverhältnis zum Opfer aufzubauen.
- Glas-Wasser-Trick: Täterinnen täuschen Schwangerschaft, Übelkeit oder die Notwendigkeit einer Arzneimitteleinnahme vor und bitten um ein Glas Wasser.
- Papier-und-Bleistift-Trick: Täter wollen für angeblich nicht angetroffene Nachbarn eine Nachricht hinterlassen. Dazu fragen sie nach Schreibzeug sowie Papier und bestehen auf eine Schreibunterlage in der Wohnung oder bitten das Opfer, die Nachricht selbst zu notieren.
- Geschenke-Trick: Täter wollen für angeblich nicht angetroffene Nachbarn Blumen oder ein Geschenk abgeben. Sie drängen darauf, dass die Angesprochenen die Blumen versorgen oder das Geschenk verwahren.
"Vor allem ältere Menschen sind betroffen", sagt Einbruchsexperte Schmidt. Er rät: Schauen Sie immer durch den Spion, bevor Sie die Haustür öffnen und seien Sie Fremden gegenüber vorsichtig.
Ältere Menschen sind häufiger Opfer von Trickdiebstählen
(Erstveröffentlichung: 2016. Letzte Aktualisierung: 31.03.2020)
Quelle: WDR