Geldschöpfung

Planet Wissen 20.10.2023 02:40 Min. Verfügbar bis 11.04.2028 ARD-alpha

Geld

Kreislauf des Geldes

Die meisten Menschen glauben, dass die Zentralbanken das neue Geld schaffen. Doch das stimmt nicht. Mehr als 80 Prozent des Geldes ist privates Giralgeld und das wird von den Banken geschaffen. Nur das Bargeld wird von der Zentralbank herausgegeben.

Von Beate Krol

Wie Münzen und Scheine entstehen

Das Bargeld entsteht unter staatlicher Regie. Das Recht zur Prägung von Münzen liegt direkt beim Staat. Die staatliche Bundesbank stellt die Scheine her. Beides, Münzen und Scheine, müssen die privaten Geschäftsbanken bei der Bundesbank kaufen.

Der Preis des Bargeldes bemisst sich nach dem aufgeprägten beziehungsweise aufgedruckten Wert und ist in unbarem Zentralbankgeld zu entrichten. Die Bezahlung läuft über das Zentralbankkonto, das jede Geschäftsbank bei der Zentralbank unterhält. Die Auslieferung des Bargelds erfolgt mit dem Geldtransporter.

Sowohl der Staat als auch die Bundesbank machen mit dem Bargeld Gewinn. Bei der Münzprägung entsteht der Gewinn durch die Differenz zwischen dem aufgeprägten Wert und den Herstellungskosten, die nur ein paar Cent betragen.

Diese sogenannte Seigniorage, auch Schlagschatz genannt, zahlt die Bundesbank an den Finanzminister aus, wenn sie die Münzen zum Weiterverkauf an die Banken übernimmt.

Die Bundesbank verdient ebenfalls an der Differenz zwischen Herstellungskosten und Nominalwert – allerdings nur theoretisch. In der Praxis ist es so, dass die Zentralbank den Geschäftsbanken etwa genauso viel Bargeld wieder abkauft wie sie ihnen verkauft.

Dadurch hebt sich die Seigniorage auf. Dennoch bleibt auch der Zentralbank ein Gewinn. Er besteht in den Zinsen, die auf dem Zentralbankgeld liegen, welches sich die Banken leihen, um das Bargeld zu bezahlen.

Geldbeutel mit Münzen lieget auf Tuch mit Aufrschrift Deutsche Bundebank

Banken müssen bei der Bundesbank Geld kaufen

Wie die Banken Geld schöpfen

Viele Menschen glauben, dass die Kredite, die die Banken vergeben, aus den Einlagen der Sparer stammen. Das ist ein Irrtum. In Wahrheit werden die Kredite unabhängig von den Einlagen vergeben.

Die Banken schaffen das Geld quasi aus dem Nichts, indem sie die Summe auf dem Konto des Kreditnehmers einfach gutschreiben. Auf diese Weise entsteht mit jedem Kredit neues Geld. Fachleute sprechen deshalb von Kreditgeldschöpfung.

Bei der Kreditgeldschöpfung sind den Banken keine Grenzen auferlegt. Die Zentralbank versucht allerdings die Geldmenge indirekt zu steuern. Ein Instrument ist die Mindestreserve.

Das heißt, dass die Banken verpflichtet sind, ihre Kredite bei der Zentralbank abzusichern, indem sie Zentralbankgeld auf ihrem Konto hinterlegen. Allerdings beträgt die Mindestreserve nur einen Prozent der Kreditsumme, sodass Kritiker die Lenkungsfunktion bezweifeln.

Wie das unbare Zentralbankgeld entsteht

Unbares Zentralbankgeld kommt ebenfalls durch Kreditgeldschöpfung in die Welt. In diesem Fall nehmen die Geschäftsbanken einen Kredit bei der Bundesbank auf. Diese schreibt die Summe auf dem Konto der Bank gut. Auch hier entsteht Geld aus dem Nichts.

Die Menge des unbaren Zentralbankgeldes richtet sich in der Regel nach dem Bedarf der Banken. Wenn diese einen Kredit benötigen und genügend Wertpapiere oder Gold hinterlegen können, bewilligt die Zentralbank den Kredit.

In der Theorie soll sich die Menge des neu geschöpften Geldes in etwa mit dem zu erwartenden Wirtschaftswachstum decken. Das ist schon lange nicht mehr so. Geldschöpfung und Wirtschaftswachstum sind entkoppelt.

Stempel mit Kreditaufdruck

Banken schöpfen Geld durch Kredite

Die Kritik an der Geldschöpfung durch die Banken

Immer wieder haben Kritiker gefordert, den Banken das Privileg zur Schöpfung von privatem Giralgeld zu entziehen und es stattdessen dem Staat zu übertragen. Tatsächlich birgt die private Giralgeldschöpfung einige Risiken.

So fließt das über Kredite geschaffene Geld in der Regel dorthin, wo es hohe Gewinne verspricht, also in Großprojekte, globale Konzerne und renditestarke Produkte.

Kleinprojekte, regionale Unternehmen und renditeschwache Produkte haben das Nachsehen. Auch das Gemeinwohl haben die Banken bei der Kreditvergabe nur selten im Blick.

Ein anderes Problem liegt aus Sicht der Kritiker darin, dass Banken prozyklisch Geld schaffen und so die Ausschläge nach unten und oben verstärken. Ein Beispiel ist die Immobilienblase Anfang der 2000er Jahre, die 2007 in der weltweiten Finanzkrise mündete.

Solange es gut lief, vergaben die Banken massenweise Kredite und pumpten viel zu viel Geld auf den Markt. Ein großer Teil davon landete in der Spekulation und führte zur Blasenbildung. Als die Blase platzte, drosselten die Banken die Kreditvergabe und damit die Geldschöpfung. Plötzlich fehlte Geld, ganz besonders in den europäischen Krisenländern.

Hand hält Dollarschein

Banken gaben zu viele Kredite

(Erstveröffentlichung 2014, letzte Aktualisierung 15.08.2018)

Quelle: SWR

Darstellung: