Zwei Narren mit Hexenmasken rahmen weitere bunt gekleidete Narren ein.

Fasnacht

Was passiert wann an Fasnacht?

Narrentreffen oder den Narrensprung in Rottweil kennen viele Zuschauer aus dem Fernsehen. Aber zur schwäbisch-alemannischen Fasnacht gehören noch andere Bräuche.

Von Hildegard Knoop

Beginn der Fasnet

In vielen Orten des Südwestens beginnt die Fasnet um den Dreikönigstag – anders als im rheinischen Karneval, der die "fünfte Jahreszeit" bereits am 11.11. des Vorjahres einläutet. Die wichtigsten Aufgaben der Narren an und um diesen Tag bestehen darin, möglichst lautstark die Fasnet anzukündigen und die Narrengewänder vorzubereiten.

Das Ankündigen geschieht durch Umzüge, bei denen viel Lärm gemacht wird: mit Karbatschen (Peitschen), Rätschen (hölzernen Instrumenten, die mit Schwung zum Rotieren gebracht werden) und Klepperle (zwei Brettchen, die aneinander geschlagen werden).

Das Vorbereiten wird zum Beispiel in Rottweil durch die "Abstauber" erfüllt, die von Haus zu Haus gehen, die Narrenkleidle und Masken aus Truhen und Schränken hervorholen und mit Handbesen abstauben und begutachten.

Eine Fasnachtsmaske und ein Staubwedel

Mit dem Abstauben der Masken am Dreikönigstag beginnt die Fastnacht

Am Dreikönigstag ist in vielen Orten auch zum ersten Mal der Narrenmarsch zu hören.

Danach wird es auf den Straßen wieder ruhiger. Die Narren finden sich eher in den Wirtschaften, Sälen, Gemeinde- und Stadthallen zu Saalfasnachten ein. Auf der Straße sieht man sie allerdings bei den großen Narrentreffen, die im Laufe des Januar an jedem Wochenende irgendwo im "Ländle" abgehalten werden.

Die eigentliche heiße Phase beginnt dann am Mittwochabend vor dem "Schmotzigen" Donnerstag: Mit närrischen Aktionen wie Maskenbeschwörung (Aulendorf), Fasnetstrommeln (Immendingen), Klepperlewettbewerben, dem Aufstellen lokaler Fasnet-Symbole oder Brunnenputzen wird meist lautstark klar gemacht, dass nun die Narren gut vorbereitet das Zepter übernehmen wollen.

Schmutziger Donnerstag

Der "Schmotzige" Donnerstag selbst wird in vielen Orten durch "Hemdglonkerumzüge" eingeleitet. Oft schon um fünf Uhr morgens ziehen Gestalten, mit Nachthemden und Zipfelmützen bekleidet, gemeinsam mit Fanfarenzügen und Musikkapellen durch die Straßen, um die Einwohner zu wecken.

Wenn es hell wird, räumen sie meistens das Feld. Nun werden in vielen Orten die Schulen und Rathäuser gestürmt, um den närrischen Nachwuchs in die Freiheit zu entlassen und die weltliche Macht zu übernehmen. Nachmittags wird der Narrenbaum gesetzt. Abends beginnen die ersten Umzüge, bei denen auch die "Hemdglonker" noch einmal zum Zuge kommen.

Ein verkleideter Fasnachts-Narr macht sich an der Scheibe des Rathaus zu schaffen

Zum Fasnachtsbeginn stürmen die Narren das Rathaus

Närrische Aktivitäten wie das Narrenbaumsetzen und der Sturm auf das Rathaus setzen sich auch am Freitag fort. Am Samstag und vor allem am Sonntag ist dann in vielen Orten Kinderfasnet. In Orten, in denen der "Schmotzige" Donnerstag nicht gefeiert wird – etwa im Neckarraum –, wird erst am Sonntag die Fasnet ausgerufen. So zum Beispiel in Rottweil, in Villingen oder in Elzach.

Am Fasnetsmontag schließlich folgen die großen Umzüge und "Narrensprünge", unter anderem in Rottweil, Schömberg, Bad Waldsee, Bad Wurzach, Pfullendorf, Ravensburg und Wangen.

Ein Narr im traditionellen Kostüm beim Narrensprung

Der Rottweiler Narrensprung ist einer der bekannstesten im Ländle

Dabei ziehen, hüpfen und springen die vermummten Teilnehmer nicht nur stumm durch den Ort, sondern kommen am Straßenrand oder in der Wirtschaft mit ihnen bekannten Personen ins Gespräch, um ihnen auf humorvolle Weise Wahrheiten ins Gesicht zu sagen, ohne dabei die eigene Identität preiszugeben. "Strählen", "Schnurren", "Aufsagen", "Hecheln" oder "Welschen" nennt man diesen Brauch.

Den ganzen Tag sind die Narren auf den Beinen, und in vielen Orten gibt es ganz besondere Bräuche, wie das "Da Bach na Fahre", das Befahren der Schiltach in Wäschezubern in Schramberg, oder Fasnachtsspiele in Wolfach oder Bräunlingen.

Ein Narr im traditionellen Kostüm

Das Ziel beim "Da Bach na Fahre": trockenen Fußes die Schiltach herunterfahren

Abschied von der Fasnet

Am Fasnachtsdienstag ist in einigen Orten der Spuk schon wieder vorbei. Während sich anderswo die Umzüge noch fortsetzen und zweite oder dritte Narrensprünge stattfinden, wird dort die Fasnet – meist in Form einer Strohpuppe – verbrannt, vergraben oder beerdigt. Auch der Narrenbaum wird teilweise schon am Dienstag verbrannt oder gefällt.

Am Aschermittwoch schließlich setzen sich die Beerdigungen fort, und in vielen Orten wird der – jetzt meist leere – Geldbeutel gewaschen. Ein Brauch, der verdeutlicht, dass nach den vorausgegangenen Tagen der Verschwendung dort wirklich nichts mehr zu holen ist. Oft wird auch erst jetzt der Rathausschlüssel zurückgegeben.

Insgesamt, so scheint es, dienen all diese Bräuche dazu, die närrische Zeit noch ein wenig zu verlängern. Und das, obwohl doch am Aschermittwoch genau wie bei den Narren am Rhein auch im Südwesten eigentlich "alles vorbei" ist – von wenigen Ausnahmen abgesehen.

(Erstveröffentlichung 2004. Letzte Aktualisierung 13.02.2019)

Quelle: SWR

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