Die Rutschbahn als Vorläufer
Im 16. Jahrhundert entstanden in St. Petersburg bis zu 25 Meter hohe Konstruktionen aus Holz, die mit Wasser übergossen wurden und so über Nacht zu einer Art Eisrutsche gefroren. Dort konnte man mit Schlitten prima herunterrutschen.
Wahrscheinlich brachten Napoleons Soldaten diese Idee nach Frankreich, wo man die Berg-und-Tal-Attraktion nach ihrem Herkunftsland benannte: "montagnes russes" – "Russische Berge". So heißt die Achterbahn auch heute noch im Französischen.
Mit der Zeit wurden die Rutschen länger und mit Kurven ausgestattet. Außerdem ersetzte man die Schlitten, da es meist zu warm für Eis war, durch einzelne Wagen auf Schienen.
Die technische Entwicklung
Bei den historischen Achterbahnen wurden die einzelnen Wagen auf eine bestimmte Höhe gezogen und rasten dann ungebremst der Erde entgegen. Alle frühen Bahnen waren Holzkonstruktionen, für deren Aufbau Zimmerleute zuständig waren. Der äußerst aufwendige Auf- und Abbau dauerte mehrere Wochen, weshalb es zunächst nur stationäre Bahnen gab.
Die erste transportable Holz-Achterbahn wurde 1909 in München entwickelt und auf der Oktoberwiese eingeweiht. Erst in den 1960er-Jahren gab es in Deutschland auf der Kirmes Achterbahnen aus Stahl.
Die "Hochfahrgeschäfte", wie sie fachmännisch genannt werden, entwickelten sich weiter und nutzten das Prinzip der Schwerkraft für neue Bewegungsabläufe wie zum Beispiel den Looping.
Der Looping
Beim Looping gilt folgendes Prinzip: Die Wagen durchfahren eine senkrechte Schleife, wenn sie durch eine vorherige Schussfahrt genug Geschwindigkeit erreicht haben. Nur durch die Fliehkraft werden sie dann in den Schienen gehalten.
Die erste Looping-Konstruktion dieser Art gab es schon vor mehr als 170 Jahren. Um 1850 ist in London eine solche "Centrifugal Railway" dokumentiert. Auch in Paris muss es zu dieser Zeit im "Hippodrome" eine ähnliche Bahn gegeben haben. Diese Bahnen wurden aber wohl kurz nach ihrer Betriebnahme wieder verboten, weil sie als zu gefährlich galten.
Erst ein halbes Jahrhundert später tauchen sie wieder auf und zwar 1898 in New York, im "Sea Lion Park" in Coney Island. Hier wurde sogar eine Doppelschleife aufgestellt. Heute sind Loopings aus dem Repertoire der Achterbahn-Konstrukteure nicht mehr wegzudenken.
Achterbahn "Big Loop" im Heide-Park Soltau
Der Sprung ins 21. Jahrhundert
In den Bahnen des 21. Jahrhunderts rasen die Fahrgäste mit dem Vier- bis Sechsfachen des eigenen Körpergewichts zu Tal. Das heißt, ein Achterbahnfahrer, der 80 Kilogramm schwer ist, wiegt für einen kurzen Sekundenbruchteil rund 400 Kilogramm. Länger als ein paar Sekunden könnte ein Mensch das nicht aushalten. Bei einer Belastung, die dem Achtfachen des eigenen Gewichts enstprechen würde, wären Knochenbrüche zu befürchten, die 14-fache Belastung wäre sogar tödlich.
Was den einen erschaudern lässt, macht den anderen süchtig. Amerika und Asien liefern sich ein Wettrennen um die ausgefallensten und extremsten Hochfahrgeschäfte. Europa kommt hier erst an dritter Stelle. Kaum steht eine Bahn im aktuellen Guinness-Buch der Rekorde, wird schon die nächste eingeweiht.
Achterbahn-Variationen
Das Achterbahn-Angebot geht längst über die klassische Variante hinaus, bei der man sich in einen auf Schienen fahrenden Wagen setzt. Manche Fahrgeschäfte kombinieren auch Achter- und Wildwasserbahn.
Auf anderen Bahnen werden die Wagen nahezu senkrecht in die Luft geschossen, um anschließend auf demselben Weg wieder bergab zu rasen. Bei den so genannten "Dueling Coasters" starten zwei Züge gleichzeitig und liefern sich eine Wettfahrt auf zwei parallel verlaufenden Strecken. Wer schließlich völlig freischwebend dahinrasen möchte, dem sind die "Inverted Coasters" zu empfehlen. Die Fahrgäste hängen hier in offenen Sitzen unter der Schiene, verlieren also im wahrsten Sinne des Wortes den Boden unter den Füßen.
Achterbahnfahrer verlieren den Boden unter den Füßen
Die Branche im Geschwindigkeitsrausch
In Zukunft sollen die Hochfahrgeschäfte noch schneller werden, manche von ihnen erreichen schon jetzt eine Geschwindigkeit von mehr als 200 Kilometern pro Stunde. Auch die Position der Fahrgäste könnte sich noch weiter verändern. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Tour im Liegen? Die technischen Möglichkeiten scheinen längst noch nicht ausgeschöpft.
Was dabei allerdings im Weg stehen könnte, sind die hohen Kosten. Der Bau einer modernen Achterbahn kann 20 Millionen Euro kosten, manchmal auch mehr.
Die Achterbahn "Kingda Ka"
(Erstveröffentlichung 2003. Letzte Aktualisierung 15.07.2020)
Quelle: WDR