Der Roman
Draculas Erfinder ist der irischstämmige Dichter Bram Stoker, der seinen gleichnamigen Roman im Jahr 1897 in England veröffentlichte. Das Buch gilt bis heute als der Klassiker der Vampirliteratur.
Auch wenn der Roman überwiegend in England spielt, stammt Graf Dracula aus Transsylvanien im heutigen Rumänien. Dort besucht ihn der englische Anwaltsgehilfe Jonathan Harker, um den Kauf eines Hauses in London zum Abschluss zu bringen. Schon bald entdeckt Harker, dass der Graf ein Vampir ist und ihn gefangen hält.
Bram Stoker schrieb den weltberühmten Roman
Dracula macht sich unterdessen auf den Weg nach England. Getarnt als wilder Hund springt er von einem ansonsten menschenleeren Schiff an Land und verbirgt sich in einer verlassenen Abtei.
Schon bald wird Lucy, die beste Freundin von Jonathan Harkers Verlobter Mina, von dem Vampir gebissen. Ihr Zustand verschlechtert sich, sie droht selbst zum Vampir zu werden.
Inzwischen kann Jonathan Harker aus Draculas Schloss entkommen und nach England zurückkehren. Zusammen mit Lucys Freunden schafft er es, Lucy vor einem Schicksal als Vampir zu bewahren, in dem sie sie mit vereinten Kräften töten.
Auch wenn es dem Grafen noch gelingt, Mina Harker zu beißen, nötigen die Verfolger Dracula schließlich zur Flucht nach Transsylvanien. Dort wird er von seinen Häschern gestellt, bekommt ein Messer ins Herz gestoßen und wird enthauptet. Damit ist die Gefahr endgültig gebannt.
Das Vorbild
Namensgeber des Grafen ist der rumänische Fürst Vlad Draculea (1431-1476), genannt "Tepes", also "der Pfähler". Dieser beherrschte sechs Jahre lang auf brutalste Weise die Walachei (das heutige südliche Rumänien um Bukarest).
Dieses Gebiet bildete damals die Grenze zwischen dem christlichen Königreich Ungarn und dem islamischen Osmanischen Reich und war damit ständig Ziel von Eroberungs- und Raubzügen beider Seiten.
Um seine ungesicherte Macht nach innen und außen zu stärken, ließ Vlad seine Gegner – oder wen er dafür hielt – mit Vorliebe auf Pfähle spießen und qualvoll sterben. Zwischen 40.000 und 100.000 Menschen sollen während seiner Herrschaft umgekommen sein.
Fürst Vlad Draculea
Doch weniger sein blutrünstiges Leben als sein Beiname "Draculea" dürfte bei Bram Stoker Assoziationen zu Vampiren geweckt haben. Draculea bedeutet "Draculs Sohn", da Vlad wie sein Vater Angehöriger des Drachenordens war, den der deutsche Kaiser Sigismund (1368-1437) gegründet hatte. Im Rumänischen bedeutet "dracul" allerdings auch Teufel.
Drachen haben Ähnlichkeiten mit Fledermäusen. Die symbolisieren oft den Teufel und eben Vampire. Von diesen war Stoker besessen, seit er die 1872 erschienene Vampirerzählung "Carmilla" von Sheridan LeFanus gelesen hatte, eine von vielen Vampirgestalten in der Literatur des viktorianischen Zeitalters.
Lediglich die oft zitierte Methode, dass man Vampire töten könne, indem man einen Pfahl durch ihr Herz treibt, könnte von Vlad Tepes inspiriert sein.
Der Film
Dracula ist eine der ersten klassischen Horrorgestalten, der ein filmisches Denkmal gesetzt wurde. Schon 1922 geisterte er als "Nosferatu" des deutschen Regisseurs Friedrich Wilhelm Murnau über die Leinwände.
Der Hauptdarsteller hieß nicht nur passenderweise Max Schreck, sondern sah auch noch entsprechend aus. Nur weil die Erben Bram Stokers gegen eine Verfilmung des Romans durch einen Deutschen waren, musste der Vampir umbenannt und der Schauplatz von England nach Wismar in Mecklenburg verlegt werden.
Die erste Verfilmung mit Ton und richtigem Namen 1930 brachte ihrem Hauptdarsteller Bela Lugosi lebenslangen Ruhm ein.
Selbst 1958 war die Anziehungskraft Draculas noch so groß, dass die englische Produktionsfirma Hammer zwölf Jahre lang unzählige Variationen der Geschichte inszenieren konnte, die den Hauptdarsteller Christopher Lee genauso berühmt wie Lugosi machten.
1979 gab Klaus Kinski den melancholischen Grafen in Werner Herzogs Neuverfilmung von "Nosferatu". Doch erst 1993 war mit Francis Ford Coppolas "Dracula" die erste Verfilmung zu sehen, die sich wenigstens größtenteils an die Romanvorlage hielt.
Graf Dracula umschmeichelt sein Opfer
(Erstveröffentlichung: 2003. Letzte Aktualisierung: 24.08.2020)
Quelle: WDR