Klaus Kinski in "Jack the Ripper"

Britische Schauergestalten

Jack the Ripper

Jack the Ripper ist einer der bekanntesten Mörder aller Zeiten. Ab 1888 tötete er in London mindestens sechs Frauen. Gefasst wurde Jack nie, und auch seine Identität konnte nicht geklärt werden.

Von Stefan Morawietz

Die Mordserie

Zwischen dem 6. August und dem 9. November 1888 werden im östlichen Londoner Stadtteil Whitechapel sechs Prostituierte auf bestialische Weise getötet. Der Mörder bringt seine Opfer nicht nur um, sondern verstümmelt sie auch noch.

Die einheitliche Tatausführung lässt auf einen einzigen Täter schließen, der über chirurgische Kenntnisse verfügen muss, da die Verstümmelungen fachmännisch ausgeführt werden.

Die Polizei erhält diverse Bekennerschreiben, in denen der Absender die Polizei verhöhnt und sich selbst "Jack the Ripper" (Jack der Schlitzer) nennt. Auch wenn heute bezweifelt werden darf, dass diese Schreiben tatsächlich von dem gesuchten Mörder stammen, geben sie ihm dennoch den makabren Namen, unter dem ihn bis heute jeder kennt. Anfang November reißt die Mordserie so plötzlich ab, wie sie begonnen hat. Ein Täter wird nie gefasst.

Wer war es?

Diese Frage beschäftigt bis heute professionelle wie Hobby-Kriminologen auf der ganzen Welt. Da gibt es die abenteuerlichsten Theorien vom frauenhassenden, halbverrückten deutschen Maler bis hin zum Leibarzt von Königin Viktoria, der in deren Auftrag die Morde ausgeführt haben soll. Motiv: Rache für ihren Enkel, der sich bei einer Prostituierten mit Syphilis infiziert hatte.

Nichts davon kann je bewiesen werden, bietet aber Verschwörungstheoretikern endlosen Stoff. Hätte man den Täter seinerzeit gefasst, würde wahrscheinlich heute niemand mehr über den Fall reden. Aber dass möglicherweise ein Serienmörder unerkannt davonkam, beflügelt bis heute die Fantasie unzähliger Menschen.

Ein Museumsmitarbeiter hält das original Messer von Jack the Ripper

Das original Messer von Jack the Ripper

Die Opfer

Die Opfer der Mordserie sind allesamt Prostituierte, die zur damaligen Zeit zuhauf im Londoner East End anzutreffen sind. Denn die Menschen, die dort leben, sind so arm, dass Prostitution oft die einzig mögliche Erwerbsquelle für Frauen ist.

Von den vier Millionen Einwohnern Londons – damals die größte Stadt der Welt – leben 450.000 unter erbärmlichsten Bedingungen in den Elendsvierteln des East End. Gewalt ist hier so alltäglich, dass die Morde vermutlich nie überregional bekannt geworden wären. Erst als klar wird, dass hier ein Serienmörder am Werk ist, sorgt der Fall für Schlagzeilen.

Bis heute ist über die Opfer nicht viel bekannt. Immer wieder sorgen Spekulationen über angebliche Verbindungen des ein oder anderen Opfers zu hochgestellten Persönlichkeiten für moralische Entrüstung im prüden England und neue Tätertheorien. Bewiesen ist davon nichts.

Zeitungsausschnitt mit der Überschrift "The Face of Jack the Ripper"

Theorien und Spekulatioen gab es viele, bewiesen wurde keine

Die Polizei

Viele Autoren, die sich in dicken Büchern mit dem Fall beschäftigt haben, betonen immer wieder die angebliche Unfähigkeit der Polizei. Dabei wird aber selten berücksichtigt, dass die kriminalistischen Methoden damals weit entfernt von den heutigen Möglichkeiten waren. Blutgruppenbestimmungen gab es 1888 ebenso wenig wie den Vergleich von Fingerabdrücken oder gar Genanalysen.

Wenn ein Täter nicht unmittelbar auf frischer Tat erwischt wurde, war ihm selbst dann kaum etwas nachzuweisen, wenn er mit völlig blutverschmierter Kleidung gefasst worden wäre.

Hinzu kommt, dass die Londoner Polizei damals personell vollkommen unterbesetzt war. Für die Untersuchung der Ripper-Morde war die Metropolitan Police zuständig, die viel zu wenig Leute hatte, um die Menschen im Londoner East End ernsthaft beschützen zu können – geschweige denn den Täter zu fassen.

Der Ausschnitt aus einer Illustration der "Police News" aus dem Jahr 1888 zeigt die Ermordung einer Prostituierten durch "Jack the Ripper"

Polizeimeldung aus dem Jahr 1888

(Erstveröffentlichung: 2003. Letzte Aktualisierung: 13.07.2019)

Quelle: WDR

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