Caspar David Friedrich

Caspar David Friedrich und die Religion

Der Landschaftsmaler und Romantiker Caspar David Friedrich war Christ und sehr gläubig. Er versuchte, in seinen Landschaftsbildern das Göttliche durch die Darstellung einer beeindruckenden Natur auszudrücken. Schon sein erstes Ölgemälde verursachte dadurch einen Skandal.

Von Claudia Posca

Ein frommes Leben

Caspar David Friedrich wurde religiös erzogen, der Glaube an Gott spielte in seiner Familie eine große Rolle. Seine Eltern waren evangelisch, sein Vater belieferte als Kerzen-Hersteller auch die Kirche in Friedrichs Heimatstadt Greifswald. Die Familie hatte sogar eigene Stammplätze im Greifswalder Dom.

Als Jugendlicher musste Caspar David Zitate aus der Bibel abschreiben, einige Übungsblätter von 1788 sind bis heute erhalten. Auch als Erwachsener unterschrieb er seine Briefe oft mit der Redewendung "Gott befohlen!". Eine alte Grußformel, die in etwa bedeutet: Gott soll den Menschen auf allen Wegen begleiten und behüten.

Ganz besonders nahe fühlte sich der Künstler dem Göttlichen auf seinen Wanderungen, wenn er die Berge, die Wolken, das Meer und das Licht anschaute. In einem Aufsatz zur Kunst schrieb Friedrich: "Der edle Mensch (Maler) erkennt in allem Gott." Seine tiefe Religiösität war typisch für das Zeitalter der Romantik.

Fensterfront des Greifswalder Doms | Bildquelle: WDR

Skandal auf dem Altar

Bei einer Reise nach Rügen lernte der junge Künstler um 1792 den Pastor Ludwig Gotthard Kosegarten kennen. Der hielt seine so genannten Uferpredigten direkt am Meer, was damals eine Sensation darstellte. Caspar David Friedrich war beeindruckt: Natur und Glaube an einem Ort vereint – genau das wollte er mit seiner Kunst darstellen.

Durch die Uferpredigten inspiriert, malte er Zeit seines Lebens immer wieder religiöse Motive in seine romantischen Landschaftsbilder hinein: mal einen Mönch, mal ein Kreuz, mal die Ruinen einer alten Kirche.

Und doch löste ausgerechnet der fromme Friedrich einen Streit darüber aus, was religiöse Malerei darf und was nicht. 1808 stellte er als sein erstes Ölgemälde fertig, den "Tetschener Altar" – und gleich gab es einen Skandal.

Das Bild zeigt ein Kreuz mit einer Christusfigur daran auf einem hohen Felsen, eingerahmt von Tannen vor untergehender Sonne. Doch im Vergleich zu den Bergen und dem Himmel wirkt das Kreuz klein und fast nebensächlich. Darstellungen von Heiligen, die sonst üblicherweise neben Christus gemalt wurden, sind nicht vorhanden. Der Journalist Friedrich Wilhelm von Ramdohr hatte kritisiert, dass auf dem Altarbild viel zu viel Landschaft zu sehen sei. Er bemängelte, dass bei Caspar David Friedrich die Landschaft auf die Altäre "kriecht", wo eigentlich nur das Kreuz hingehöre.

Friedrich hatte sich also gegen die üblichen Darstellungsweisen für religiöse Bilder gestellt, da er der Gebirgslandschaft genauso viel Platz einräumte wie dem Sohn Gottes.

Der so genannte Ramdohr-Streit machte den "Tetschener Altar" erst recht berühmt. Und Caspar David Friedrich wurde zu einem Künstler, der die Kunstgeschichte modernisierte.

(Erstveröffentlichung 2024. Letzte Aktualisierung 23.08.2024)

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