Nostalgischer Charme mitten in Kopenhagen
Berühmt ist der Kopenhagener Park vor allem wegen seiner künstlerischen Darbietungen. Hier spielt das Pantomimentheater "Pierrot und Columbine". Balletteusen zeigen ihre Künste und "fliegende Menschen" schweben in großer Szenerie. Im Musikpavillon treten berühmte Künstler aus dem Jazz- und Showbusiness auf. Klassische Symphonien erlebt der Besucher live.
Für die Verpflegung sorgen nicht nur die Fressbuden, sondern auch exzellente Feinschmeckerlokale. Rund 175 Jahre ist der Park nun alt. Seinen ehrwürdigen Charakter hat er behalten. Grelle Leuchtreklamen gibt es nicht.
Für die abendliche Beleuchtung sorgen mehr als 110.000 kleine Lampen. Sie spiegeln sich im Wasser und beleuchten die chinesische Pagode wie im Märchen. Der Kopenhagener Tivoli ist der älteste noch existierende Vergnügungspark weltweit.
Ablenkung für das Volk
Gegründet wurde der Tivoli von Georg Carstensen. In den 1840er-Jahren entdeckte er mit dem Vergnügungspark in Dänemark eine Marktlücke. Die Zeiten waren unruhig in Europa. So fürchtete man auch hier Unruhen und Aufstände.
Da konnte der Unternehmer den damals 31-jährigen König Christian VIII. rasch mit seinen Worten für sein Vorhaben gewinnen: "Es wird nicht politisiert, wenn sich das Volk amüsiert."
Der König überließ ihm kurzentschlossen das ehemalige Militärgelände entlang der Stadtmauer mit der Genehmigung, dort einen Vergnügungspark zu bauen.
Schon wenige Monate später, am 15. August 1843, wurde der Park eröffnet. In der ersten Woche strömte jeder Zehnte der damals 120.000 Einwohner in die Märchenwelt des "Kopenhagener Tivoli und Vauxhall".
Den Namen übernahm Carstensen von den gleichnamigen Vergnügungsparks in Paris und London. Aber weder die Pariser noch die Londoner hatten sich den Namen ausgedacht. Sie bezogen sich auf ein berühmtes antikes Vorbild: Tivoli, eine Stadt 30 Kilometer nordöstlich von Rom.
Der Konzertsaal im Tivoli um 1843
Vorbild in der Antike
Seit der Antike wird Tivoli wegen seiner schönen Lage geschätzt. Um 120 nach Christi Geburt, als Tivoli noch Tibur hieß, ließ der römische Kaiser Hadrian in der Nähe einen prächtigen Palast bauen, den größten, den je ein Kaiser errichtet hat: "Villa Adriana". Es sollte eine lustvolle Sommerresidenz werden.
Auf dem rund 120 Hektar großen Gelände ließ er Miniaturen der Landschaften und Gebäude nachbauen, die er auf seinen Reisen nach Griechenland und Ägypten gesehen hatte.
Es gab den Nachbau eines ägyptischen Kanals, einer Insel mit einer Villa, die durch Drehbrücken erreichbar war; ein griechisches Theater, ein Odeon für Musik- und Theateraufführungen, ein Stadion und eine Arena für Gladiatorenkämpfe. All das eingebettet in eine künstlerisch gestaltete Gartenanlage.
Teatro Massimo der Villa Adriana in Tivoli bei Rom
Mehr als 1400 Jahre später entdeckte 1550 auch Kardinal Ippoliti II. d'Este, der gleichzeitig Stadthalter von Tivoli war, seine Liebe zur Gartenkunst.
Ein ehemaliges Kloster ließ er zu einem prächtigen Wohnsitz umgestalten, zur sogenannten Villa D'Este, und den abschüssigen Hang darunter zur kunstvollen Gartenanlage mit 500 Brunnen, Wasserspielen, Nymphen, Grotten und einer Wasserorgel. Die Villa Adriana gehört seit 1999 zum Weltkulturerbe der Unesco, die Villa d'Este seit 2001.
Wasserspiele im Renaissance-Garten der Villa d'Este in Tivoli bei Rom
(Erstveröffentlichung 2009. Letzte Aktualisierung 29.09.2020)
Quelle: WDR