Die zwei Kriege um Schleswig-Holstein
Mitte des 19. Jahrhunderts gab es zwei Kriege um die Grenz-Herzogtümer Schleswig und Holstein. Im ersten (1848-1851) kämpfte die dortige deutsche national-liberale Bewegung zunächst zusammen mit vielen Staaten des Deutschen Bundes – vor allem Österreich und Preußen – gegen das Königreich Dänemark.
Nachdem der Deutsche Bund aus dem Krieg ausgeschieden war, verloren die Schleswig-Holsteiner in der Schlacht bei Idstedt gegen die Dänen. Die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg blieben unter dänischer Oberhoheit.
Im zweiten schleswig-holsteinischen Krieg, der auch deutsch-dänischer Krieg von 1864 genannt wird, kämpften das Königreich Dänemark und der Deutsche Bund unter Ministerpräsident Otto von Bismarck erneut um Schleswig-Holstein.
Die entscheidende Schlacht fand im April 1864 bei den Düppeler Schanzen statt, bei der die Preußen und Österreicher die dänischen Truppen überwältigten.
Nach der dänischen Niederlage sollte der neue Grenzverlauf zunächst entlang der Sprachgrenze neu abgesteckt werden. Doch damit war Dänemark nicht einverstanden. Im weiteren Verlauf des Krieges verschlechterte sich aber der Verhandlungsspielraum für die Dänen immer weiter.
Schließlich wurde Schleswig-Holstein unter Preußen und Österreich aufgeteilt, 1866 war es nur noch unter preußischer Herrschaft. Bis heute ist die Schlacht bei den Düppeler Schanzen Teil des nationalen Gedenken Dänemarks.
Der Erste Weltkrieg und seine Folgen
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Würfel neu geworfen. Im Versailler Vertrag wurde eine Volksabstimmung für Süd- und Nordschleswig nach den Wünschen Dänemarks vereinbart, die 1920 auch stattfand.
Während sich die Nordschleswiger für die Zugehörigkeit zu Dänemark entschieden, votierten die Südschleswiger für das Deutsche Reich. Die Grenze wurde zu Gunsten Dänemarks nach Süden verschoben, so dass das Gebiet nördlich von Flensburg wieder zum Königreich gehörte.
In Flensburg stimmten etwa drei Viertel für einen Verbleib bei Deutschland
Besetzung durch die Nationalsozialisten
Kurz nach Beginn des Zweiten Weltkriegs marschierte die deutsche Wehrmacht 1940 in Dänemark ein. Die Jahre bis zur Befreiung 1945 sind für die Dänen bis heute sehr bedeutend, denn sie begründen einen weiteren Baustein in ihrem Nationalgefühl. Die Dänen bewiesen in dieser Zeit viel Mut und Widerstandsgeist gegenüber den Besatzern, vor allem im Herbst 1943.
Interessanterweise informierte ausgerechnet Georg Ferdinand Duckwitz, Marine-Attaché der Deutschen Botschaft in Kopenhagen, dänische Sozialdemokraten und Gewerkschafter über die bevorstehende Deportation von rund 7500 dänischen Juden.
In einer beispiellosen Aktion versteckte die dänische Bevölkerung sämtliche Juden in kleinen Schiffen und Booten und brachten sie in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ins neutrale Schweden.
Nur etwa 400 Juden konnten die Nationalsozialisten fassen und ins Konzentrationslager Theresienstadt bringen. Seit einigen Jahren diskutieren dänische Historiker allerdings, dass es auch eine Kollaboration mit den Nationalsozialisten gegeben habe. Nichtsdestotrotz ist die Rettung der Juden ungetrübt im dänischen Nationalstolz verankert.
Während des Zweiten Weltkrieges war Dänemark fünf Jahre lang besetzt
Bonn-Kopenhagener Erklärungen von 1955
Durch die Grenzziehung nach den Volksabstimmungen 1920 entstanden auf beiden Seiten Minderheiten. Erst 1955, im Zuge des Aufnahmeverfahrens der Bundesrepublik in die NATO, versuchten die Regierungen auf beiden Seiten eine Lösung für die schwelenden Spannungen zu finden.
Ende März 1955 unterschrieben die Regierungen in Bonn und Kopenhagen Erklärungen, um die Minderheitenrechte auf beiden Seiten gleichermaßen zu stärken.
Im Zentrum der Regelungen standen vor allem die Examensrechte für die Schulen der jeweils anderen Minderheit. In Deutschland wurde außerdem für die Partei der Dänischen Minderheit die Sperrklausel von 5 Prozent aufgehoben.
Der Südschleswigsche Wählerverband (SSW) geriet 2005 in die Schlagzeilen, als er beinahe Zünglein an der Waage bei den Landtagswahlen wurde. Die Partei sollte der damaligen SPD-Ministerpräsidentin Heide Simonis die Mehrheit beschaffen, obwohl eigentlich die CDU die Nase vorn hatte. Trotz der damaligen Diskussion darüber, dass eine kleine Minderheit zum "Königsmacher" werden könne, wurde an der Regelung nichts verändert.
Deutsche Briefmarke von 1985 zum 30-jährigen Jubiläum der Erklärungen
Dänische Nationaldenkmäler in Deutschland
Die wechselhafte Geschichte hat auch zu Kuriositäten geführt. So befindet sich eine der wichtigsten dänischen Gedenkstätten ausgerechnet auf deutschem Boden: das Danewerk, ein mittelalterliches Befestigungsbauwerk aus der Wikingerzeit.
Teil des Danewerks ist eine Ziegelmauer aus dem 12. Jahrhundert, die Waldemarsmauer. Sie ist das älteste Ziegelsteinbauwerk Nordeuropas. Dieses Denkmal gehört zusammen mit der Wikingersiedlung Haithabu seit 2018 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Ein anderes Beispiel ist der Löwe von Idstedt. Er ist quasi das Symbol des wechselhaften Verhältnisses der Deutschen und der Dänen. 1862 wurde er im damals dänischen Flensburg anlässlich des zwölften Jahrestages des Sieges der Dänen über die Deutschen in der Schlacht von Idstedt auf dem Alten Friedhof aufgestellt.
Doch nur zwei Jahre später, 1864, nachdem der Deutsche Bund über Dänemark gesiegt hatte, stürzten die neuen Machthaber den Löwen von seinem Sockel. Er wurde nach Berlin gebracht, wo er bis nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stand.
Nach 1945 wollte Dänemark seinen Löwen wiederhaben und so wurde er nach Kopenhagen transportiert. Im Jahr 2011 aber wurde er wieder an seinem Ursprungsort in Flensburg aufgestellt, also auf deutschem Boden. Diesmal nicht als Zeichen des Sieges, sondern der Versöhnung.
Der Löwe ist das Wappentier Dänemarks
(Erstveröffentlichung 2011. Letzte Aktualisierung 23.07.2019)
Quelle: SWR