Wellensittiche
Wie bringe ich meinem Wellensittich das Sprechen bei?
In deutschen Haushalten werden Millionen von Wellensittichen gehalten, doch "sprechen" können bei weitem nicht alle. Manche Vögel lernen es nie. Ständige Versuche, dem kleinen Schützling die gewünschten Worte abzuringen, führen bei ihm und seinem Halter schnell zur Frustration.
Von Götz Bolten
Zuerst braucht man eine Vertrauensbasis und viel Geduld mit seinem Vogel. Nur wenn er seinen Halter als Partner akzeptiert und zahm wird, kann es sein, dass er "spricht". Da Wellensittiche auch im Schwarm mehr als zwei Stunden am Tag zusammen singen, besteht die Chance, dass der Sittich die menschliche Sprache lernen will.
Der mit dem Vogel spricht
Beginnen sollte man den Unterricht mit einfachen Worten, die man immer wiederholt. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Wellensittiche anfangs am besten Worte mit vielen Vokalen lernen, besonders "e", "i" und "u".
Die Lerneinheiten sollten nie länger als eine halbe Stunde sein, danach wird der Schüler rebellisch und will sich lieber bewegen. Mit dem Sprachtraining sollte man so früh wie möglich anfangen, am besten im ersten halben Jahr. Gerne lernen die Kleinen morgens oder am frühen Abend, weil sie zu diesen Zeiten am aktivsten sind.
Es kann bis zu einem halben Jahr dauern, ehe man für die vielen Unterrichtsstunden belohnt wird. Sollte es bis dahin nicht geklappt haben – nicht so schlimm! "Welli" hat den Plausch sicher als angenehm empfunden, auch wenn Mensch und Vogel einfach nicht die gleich Sprache sprechen.
Jedenfalls kann man nach diesem Zeitraum davon ausgehen, dass der Wellensittich kein Sprachtalent ist und sollte es dabei belassen. Viel wichtiger für den kleinen Papagei ist doch, dass er verstanden wird – und auch das kann man lernen.
Richtig zuhören
Wenn der Wellensittich laut wird und häufig stoßartig kreischt, dann stimmt etwas nicht. Entweder hat er sich erschreckt oder er ist sauer, weil vielleicht das Futter nicht rechtzeitig im Napf ist. Wenn man seinen Schützling dann nicht beruhigt, regt er sich immer weiter auf und kann zum wahren Terror-Vogel werden.
Hört man allerdings nur ein leises Gurren aus dem Käfig – ähnlich dem einer Taube, nur ein wenig höher – dann macht "Welli" seinen Halter demütig darauf aufmerksam, dass er entweder mehr Zuneigung oder mehr Aufmerksamkeit braucht.
Zufrieden mit sich und der Welt ist der Mini-Papagei, wenn er einfach nur gleichmäßig und nicht besonders laut vor sich hinzwitschert. Dann plaudert er gerade über sein Wohlbefinden und nimmt eine Auszeit.
Richtig zuhören will gelernt sein
Niemals alleine im Käfig
Jeder Wellensittich-Freund sollte jedoch wissen, dass viele Vögel, die wie junge Götter erzählen können, meist einfach nur verwirrt sind, weil sie nicht artgerecht gehalten werden.
Wellensittiche wollen nicht alleine sein. Auch wenn sie in der Einzelhaltung am häufigsten zu erzählerischen Höchstleistungen neigen, braucht der Wellensittich mindestens einen gleichartigen Partner, den auch der aufopferndste Halter nicht ersetzen kann.
Vielleicht dauert dann der Sprachunterricht etwas länger, dafür aber kann man sicher sein, dass der kleine Freund nicht leidet und dass er, wenn er sprechen sollte, dies aus reinem Vergnügen tut.
Zu zweit lebt es sich besser
(Erstveröffentlichung 2002. Letzte Aktualisierung 26.03.2021)
Quelle: WDR