Eine freie Presse entsteht
In der Zeit des Nationalsozialismus (1933-45) waren Zeitungen, Zeitschriften und Radio "gleichgeschaltet", das heißt, sie wurden direkt von der Nazi-Regierung kontrolliert. Damals ging es nicht darum, die Menschen sachlich zu informieren, sondern Propaganda zu verbreiten.
Im Mai 1945 war der Zweite Weltkrieg zu Ende und Deutschland besiegt. Die Siegermächte Großbritannien, Frankreich, USA und die Sowjetunion verboten bei Kriegsende alle nationalsozialistischen Zeitungen und Zeitschriften. Sie gaben zunächst ihre eigenen Militärzeitungen heraus.
Ab Sommer 1945 konnten auch Deutsche ihre eigenen Zeitungen gründen. Dafür benötigten sie eine Genehmigung, die "Lizenz" genannt wurde. Mit diesen "Lizenzzeitungen" wollten die Alliierten verhindern, dass ehemalige Nazis wieder als Journalisten oder Verleger arbeiteten. Wegen des Papiermangels erschienen sie oft nur zwei- oder dreimal pro Woche und hatten nur wenige Seiten.
Zu Beginn waren die Zeitungen aber in ihrer Arbeit nicht frei. Die Redaktionen mussten ihre Artikel regelmäßig den alliierten Presseoffizieren zur Zensur vorlegen und durften nur berichten, was die Siegermächte erlaubten.
Die ersten Lizenzzeitungen waren die "Berliner Zeitung", die "Frankfurter Rundschau", die "Süddeutsche Zeitung", "Die Welt", "Die Zeit" und die Zeitschriften "Der Spiegel" und "Stern", die alle noch heute existieren.
Wichtig war vor allem die Trennung von Nachricht und Meinung, was seitdem als Grundpfeiler des freien, unabhängigen Journalismus gilt. Das heißt, eine Nachricht muss sachlich und objektiv sein und darf nicht die Meinung des Autors wiedergeben. Seinen persönlichen Standpunkt darf ein Journalist nur in einem Kommentar verbreiten, der auch ausdrücklich als Kommentar gekennzeichnet ist.
Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland (BRD) endete 1949 die Lizenzpflicht. Im Grundgesetz steht seitdem unter Artikel 5: "Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt."
Neue Klänge im Radio
Auch die Radiosender wurden neu aufgebaut. Bereits am 4. Mai 1945, vier Tage vor dem offiziellen Kriegsende, hörten die Menschen in Norddeutschland im Radio die Sätze: "Here is Radio Hamburg, a Station of the Allied Military Government. Hier ist Radio Hamburg, ein Sender der alliierten Militärregierung."
Statt Marschmusik tönte nun Jazz durch die Lautsprecher – für die Ohren der Deutschen völlig ungewohnte Klänge. Kurz darauf begann in Hamburg und Köln der Nordwestdeutsche Rundfunk (NWDR) sein Programm. Es war der Vorläufer des heutigen Westdeutschen Rundfunks (WDR) und des Norddeutschen Rundfunks (NDR).
Nach und nach wurden weitere Rundfunksender eröffnet. Nach dem Vorbild der britischen (British Broadcasting Company) BBC sind sie "öffentlich-rechtliche Anstalten". Das bedeutet, dass eine Vielzahl von gesellschaftlichen Gruppen das Programm kontrolliert: zum Beispiel Landesparlamente, Gewerkschaften, Frauenverbände und Kirchen. So soll verhindert werden, dass die Politik einen zu großen Einfluss auf die Sender hat oder einzelne Bevölkerungsgruppen bevorzugt werden.
In der Sowjetischen Besatzungszone, der späteren DDR, erhielten die zugelassenen politischen Parteien die Lizenz zu eigenen Zeitungen. Sie hatten aber alle, ebenso wie das Radio, die Aufgabe, den Übergang zu einer sozialistischen Gesellschaft zu unterstützen. Die sowjetische Militärverwaltung übte dabei eine strenge Zensur aus, um kritische Stimmen zu unterdrücken.
(Erstveröffentlichung 2024. Letzte Aktualisierung 17.12.2024)
UNSERE QUELLEN
- Kurt Koszyk: "Geschichte der deutschen Presse. Teil 4: Pressepolitik für Deutsche 1945-1949", Colloquium Verlag, Berlin 1986
- Helmuth Mosberg: "Reeducation. Umerziehung und Lizenzpresse im Nachkriegsdeutschland." Universitas Verlag, München 1991
- Jürgen Wilke (Hrsg.): "Mediengeschichte der Bundesrepublik Deutschland." Böhlau Verlag, Köln 1999
- Bundeszentrale für politische Bildung: "kurz & knapp / Das junge Politik-Lexikon. Vierte Gewalt"
- WDR.de: "Der Neuanfang. Der Nordwestdeutscher Rundfunk"
- MDR.de: "Zwischen Propaganda und Berichterstattung. Rundfunk in der DDR"