Als Vormärz bezeichnet man die Epoche vor der Deutschen Revolution von 1848, im weitesten Sinne die Zeit zwischen 1815 und 1848. 1815 markiert die Gründung des Deutschen Bundes und das Ende des Wiener Kongresses, auf dem die Landkarte Europas neu geordnet wurde. Der Begriff "Vor-März" bezieht sich darauf, dass die Epoche vor der Revolution vom März 1848 lag.
Der Wunsch der Bürger nach Einheit und Freiheit blieb in dieser Zeit noch ein Traum. Statt dessen war die Ära des Vormärz gekennzeichnet von politischer Unterdrückung und Machtmissbrauch – und von Protesten, wie dem so genannten Wartburgfest von 1817, als sich rund 500 Studenten auf der Wartburg in Thüringen trafen und für den ersehnten deutschen Nationalstaat demonstrierten. Auch beim Fest auf dem Hambacher Schloss traten die Bürger 1832 für Freiheit und Nationalstaat ein und schwenkten Fahnen in Schwarz-Rot-Gold.
In der Zeit des Vormärz entstand auch das "Lied der Deutschen", die heutige deutsche Nationalhymne. Darin brachte der Dichter Hoffmann von Fallersleben die Wünsche vieler Menschen auf den Punkt: "Einigkeit und Recht und Freiheit".
Die so genannten "Karlsbader Beschlüsse" von 1819 des Deutschen Bundes sorgten allerdings dafür, dass Universitäten überwacht, Burschenschaften verboten und die Presse kontrolliert werden durfte. Bespitzelung, Verfolgung und Zensur waren an der Tagesordnung. Viele Dichter und Denker flohen deshalb aus dem Land, etwa der Schriftsteller Heinrich Heine und der Journalist und Wirtschaftswissenschaftler Karl Marx.
Wer Unbequemes schrieb, lebte gefährlich
Es gab im Vormärz eine ganze Reihe von Protesten, Aufständen und Revolten, darunter die Julirevolution 1830 und die so genannten Weberaufstände. Im Jahr 1848 lösten die Unruhen dann die Deutsche Revolution aus.
(Erstveröffentlichung 2024. Letzte Aktualisierung 02.04.2024)
FACHBERATUNG
Dr. Björn Onken
Akademischer Rat, Lehrstuhl Didaktik der Geschichte, Universität Duisburg-Essen
UNSERE QUELLEN
- Ferdinand Gregorovius: "Europa und die Revolution. Leitartikel 1848-1850". Verlag C.H. Beck, München 2017
- James Hawes: "Die kürzeste Geschichte Deutschlands". Ullstein Taschenbuch. Berlin, 2019
- Alexandra Bleyer: "1848. Erfolgsgeschichte einer gescheiterten Revolution". Reclam Verlag, Ditzingen 2022
- Dieter Hein: "Die Revolution von 1848/49". Verlag C.H. Beck Wissen. München, 6/2019
- Klaus Ries: "Europa im Vormärz. Eine transnationale Spurensuche". Schriften der Siebenpfeiffer-Stiftung, Band 10. Thorbecke Verlag, Ostfildern 2016
Quelle: WDR