Zentrum der Magyaren und osmanische Herrschaft
Ein Reitervolk aus Asien, die Magyaren, eroberte im Jahr 900 das Gebiet des heutigen Budapest. Alt-Buda wurde gegründet und war in dieser Zeit ein Fürstenquartier. An dessen Rande entwickelte sich im 10. und 11. Jahrhundert eine neue Siedlung namens Pest zum Zentrum von Handwerk und Handel.
Noch waren die Städte geteilt. Ein Mongolensturm im Jahr 1241 vernichtete Alt-Buda und Pest. Deswegen gründete der ungarische König Béla IV. auf dem Burgberg die Stadt Buda. Dort oben meinte er, sich und seinen Hofstaat vor Feinden besser schützen zu können. Im Schatten des Burgbergs erwachte auch in Pest und Alt-Buda langsam wieder neues Leben.
Mitte des 15. Jahrhunderts fielen die Türken in Buda ein, plünderten die Schatzkammer und bestimmten für die nächsten 145 Jahre die Geschicke der Region. Es entstanden türkische Bäder und Hochschulen. Nachdem 1686 das kaiserliche Heer Österreichs die Türken aus Buda vertrieben hatte, degradierten die Habsburger Ungarn zur Kolonie.
Der Burgpalast in Buda
Unterdrückung, Fremdherrschaft und Freiheitskampf
Erst als sich 1867 der österreichische Kaiser Franz Josef I. in der Matthiaskirche zum ungarischen König krönen ließ, begann die Blütezeit des späteren Budapest: 1873 vereinigten sich Buda, Alt-Buda und Pest zur neuen Hauptstadt Ungarns. Elisabeth, Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn, wollte aus Budapest eine Stadt machen, die Wien an Schönheit und Pomp übertreffen sollte.
Viele prachtvolle Häuser entstanden, die Markthalle mit ihren eindrucksvollen Stahlkonstruktionen wurde gebaut und die erste Untergrundbahn auf dem europäischen Festland ging in Betrieb. Die Einwohnerzahl überschritt bald die Millionengrenze.
Kaiserin Sisi liebte Budapest
Doch Budapests Blütezeit wurde durch den Ersten Weltkrieg beendet. Mit dem Ende der unterlegenen Habsburger Monarchie und dem Vertrag von Trianon verlor Ungarn mehr als zwei Drittel seines Staatsgebiets an Rumänien, Jugoslawien und die Tschechoslowakei.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt 1944 von der Roten Armee erobert. Zunächst ließen die Sowjets eine Demokratie nach westlichem Vorbild zu. Vier Jahre lang hatten die Ungarn ein Parlament und eine demokratische Ordnung mit fünf Parteien.
Aber mit der sogenannten Salami-Taktik gelang es der kommunistischen Partei, die Demokratie scheibchenweise zu demontieren. Die Parteien wurden geschluckt, Banken und Industrie wurden verstaatlicht, es entstanden Plattenbausiedlungen an der Peripherie.
Die Ungarn hatten zunehmend genug von Fremdherrschaft und Unterdrückung. Die anti-bolschewistischen Töne wurden immer lauter. Als 1956 eine Studentendemonstration gegen die Sowjets eskalierte, wuchs sie sich unerwartet zum Volksaufstand aus.
Am 4. November rückten sowjetische Truppen ein und begannen den Aufstand mit Panzern blutig niederzuschlagen. 6000 Menschen wurden getötet, 200.000 Ungarn flohen über die Grenze nach Österreich und in den Westen, die Innenstadt von Budapest wurde verwüstet.
Sowjetische Truppen marschieren in Budapest ein
Es folgte die Zeit des Wiederaufbaus und des "Gulasch-Kommunismus". Die kommunistische Partei ließ marktwirtschaftliche Elemente in der Planwirtschaft zu, als in den 1980er-Jahren das Wirtschaftswachstum des Landes ins Stocken geriet.
So erreichten Budapest und Ungarn den höchsten Lebensstandard im Ostblock, was dem Land den Beinamen "fröhlichste Baracke im sozialistischen Lager" eintrug.
1989 fiel der Eiserne Vorhang an der österreichisch-ungarischen Grenze, deutsche Flüchtlinge aus der DDR konnten in den Westen ausreisen. Am 23. Oktober 1989 wurde die demokratische Republik Ungarn ausgerufen.
Wirtschaftliche Situation nach der Planwirtschaft
Ungarn hatte in seiner Geschichte immer wieder mit wirtschaftlichen Berg- und Talfahrten zu kämpfen. Als die Kommunisten 1948 an die Macht kamen, planten sie eine Reform der Wirtschaftsstrukturen. Die Liberalisierung des Handwerks und die Großindustrie wurden gefördert, aber im Bereich Dienstleistung und moderner Technologie hinkte man deutlich hinterher.
Der Übergang von der Planwirtschaft zur freien Marktwirtschaft war nach 1990 für Ungarn nicht einfach. Die Arbeitslosigkeit stieg in Budapest dramatisch an, die Verarmung nahm drastisch zu.
Am 1. Mai 2004 trat Ungarn der Europäischen Union bei, was die Notlage der Unterschichten noch verschärfte. Während sich Miet- und Lebensmittelpreise westeuropäischem Niveau anglichen, stiegen Löhne und Renten kaum.
Deswegen war es nicht verwunderlich, dass sich die Unzufriedenheit der Bevölkerung irgendwann in massiven Protesten ausdrückte. Als eine parteiinterne Rede des sozialistischen Ministerpräsidenten Ferenc Gyurcsány im Herbst 2006 den Medien zugespielt und veröffentlicht wurde, kam es zu Massendemonstrationen in Budapest.
In dieser Rede gestand der Regierungschef ein, die Wähler über die Haushaltslage belogen zu haben. Zehntausende Anhänger der nationalkonservativen Oppositionspartei FIDESZ gingen daraufhin auf die Straße und forderten seinen Rücktritt.
Aber es blieb nicht bei friedlichen Demonstrationen. Rechtsradikale Skinheads und Fußballhooligans randalierten in der Budapester Innenstadt. Insgesamt wurden 800 Personen verletzt, es entstand Sachschaden in Höhe von 40 Millionen Euro.
Buda und Pest – die Teilung der Stadt lebt weiter
Budapest ist das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Landes. Doch obwohl Buda und Pest bereits 1873 vereint wurden, ist die einstige Teilung innerhalb der Stadtgrenzen bis heute zu spüren.
Am hügeligen Westufer der Donau liegt das ehrwürdige Buda. Das renovierte Altstadtviertel, die schmalen Gassen und der berühmte Burgpalast erinnern an die glanzvolle Zeit der Habsburger. Dahinter erstrecken sich die Bungalows und Villen der eher konservativen Oberschicht von Budapest.
Auf der östlichen Seite der Donau – im Flachland – liegt Pest, die quirlige Stadt der Studenten, Arbeiter, Künstler und Kaufleute. Hier in der Innenstadt mit ihren Jugendstilbauten und Prachtboulevards pulsiert das Leben, hier sind Theater, Vergnügungsviertel, Industrie und Handwerk.
Deswegen gilt der Spruch der Budapester "in Buda wohnen und in Pest leben" noch heute. Aber man kann als Pester jahrelang im hügeligen Buda wohnen und bleibt dennoch ein "Flachländer".
Die Freiheitsbrücke ist eine der neun Donaubrücken in Budapest
Heiße Thermalquellen als Wirtschaftsfaktor
Budapest könnte auch Bad Budapest heißen, denn seit mehr als 2000 Jahren ist die Stadt für ihre über hundert Thermalquellen berühmt. Täglich blubbern daraus mehr als 30.000 Kubikmeter mineralstoffreiches Wasser hervor.
Schon die Römer badeten hier, doch richtig populär wurde die Badekultur mit der Besetzung durch die Türken. Sie errichteten das erste Bad innerhalb der damaligen Stadtmauern, um im Falle einer Besatzung trotzdem noch baden zu können.
Dann erkannte man neben der Erholung auch die Heilwirkung der Quellen. So wurde Budapest im 19. Jahrhundert schließlich zu einer der beliebtesten Kurmetropolen Europas. Es wurden mehr und mehr Kur- und Heilbäder gebaut.
Das Lukács-Bad und das Széchenyi-Bad erinnerten dabei eher an Barockschlösser als an Badeanstalten. Anfang der 1930er-Jahre durfte sich Budapest dann offiziell Badeort nennen. Budapest ist somit die einzige Millionenstadt in Europa, die auch eine Kurstadt ist.
Badende in den palastartigen Anlagen des Széchenyi-Bads
(Erstveröffentlichung 2009. Letzte Aktualisierung 27.05.2020)
Quelle: WDR