Wer waren die Azteken?
Das Volk der Azteken lebte überwiegend im Gebiet des heutigen Mexiko. Die größte Macht und die Hochphase ihrer wirtschaftlichen Entwicklung erreichten sie ab etwa 1400 bis zu ihrer Unterwerfung durch die Spanier im Jahr 1521.
Bis heute berühmt sind außer den Azteken noch zwei andere Völker aus diesem Teil Amerikas: die Maya und die Inka. Doch die drei Völker hatten nichts miteinander zu tun: Die hoch entwickelte Kultur und Gesellschaft der Maya war zur Zeit der Azteken bereits zusammengebrochen. Die Inka dagegen lebten zwar etwa zur gleichen Zeit wie die Azteken, allerdings in einer anderen Region – weiter südlich in den Bergen der Anden.
Die Maya
01:59 Min.. UT. Verfügbar bis 29.08.2028. Von Anja von Kampen, VisionX.
Die Azteken waren im Vergleich zu den europäischen Kulturen ihrer Zeit sehr fortschrittlich. Kunstwerke und Alltagsgegenstände aus ihrer Zeit zeugen von einer hoch entwickelten Handwerkskunst, von Geschick im Anbau von Lebensmitteln und beim Handel. Zu einer Zeit, in der Bildung in Europa nur Reichen und Geistlichen vorbehalten war, gingen bei den Azteken Kinder aus allen Bevölkerungsschichten zur Schule.
Andererseits gehörten zur Kultur und Religion bei den Azteken auch Menschenopfer und Kannibalismus. Das bedeutet: Die Azteken töteten Menschen und aßen in rituellen Zeremonien deren Körperteile, zum Beispiel um ihre Götter zu ehren.
Woher die Azteken kamen, ist nicht ganz klar. Ihrer eigenen Legende nach lagen ihre Ursprünge auf einer Inselstadt namens Aztlán, was in ihrer Sprache Nahuatl "weißes Land" bedeutet. Doch ein entsprechender Ort wurde nie gefunden.
Historiker gehen anhand von archäologischen Fundstücken davon aus, dass es sich um ein umherziehendes Volk handelte. Bevor sich die Azteken im Tal von Mexiko niederließen, hatten sie wahrscheinlich weiter nördlich gelebt – auf dem Gebiet des heutigen Nordmexiko oder dem Südwesten der heutigen USA.
Das Aztekenreich
Fest steht, dass die Azteken sich um etwa 1300 auf einer Insel im Texcoco-See ein dauerhaftes Zuhause bauten. Ihrer eigenen Legende nach führte ein göttliches Zeichen sie dort hin: Sie sollten Ausschau nach einem Adler halten, der auf einem Kaktus saß und eine Schlange im Schnabel trug. Das sahen sie schließlich inmitten des Texcoco-Sees. Hier entstand eine Stadt, die später zur mächtigen Hauptstadt des Aztekenreiches wurde: Tenochtitlan, das heutige Mexiko-Stadt.
Tenochtitlan war eine erstaunliche Stadt. Sie war gut geplant, mit einer komplexen Struktur aus Straßen, Brücken und Kanälen. In der Mitte der Stadt stand ein großer Tempel für Huitzilopochtli, den Gott der Sonne und des Krieges. Rund um den Tempel standen prächtige Paläste und Märkte. Tenochtitlan war eine der größten und beeindruckendsten Städte der damaligen Welt, mit Hunderttausenden von Einwohnern.

Die Stadt Tenochtitlan war das Machtzentrum der Azteken
Von Tenochtitlan aus eroberten die Azteken andere Gebiete, besiegten benachbarte Völker und schlossen Bündnisse mit anderen Städten. Die Armee war gut organisiert, ihre Krieger waren berühmt für ihre Tapferkeit und ihre Fähigkeiten im Kampf.
Innerhalb von 200 Jahren erbauten die Azteken ein riesiges Reich. Auf dem Höhepunkt ihrer Macht herrschten sie über etwa 500 kleinere Staaten mit ungefähr sechs Millionen Menschen, ihre Macht erstreckte sich vom Pazifik bis zum Golf von Mexiko. Eine lange Strecke – vor allem, da die Azteken zur Fortbewegung weder Pferde noch Fahrzeuge mit Rädern hatten.
Aus den eroberten Regionen bekamen die Azteken Nahrungsmittel wie Mais, Bohnen und Kakao, Baumwollstoffe und Gold sowie Silber und Jade zur Weiterverarbeitung und für den Handel. Um weitere Überfälle zu verhindern, mussten die umliegenden Städte so genannte Tribute zahlen – also Waren, Kakaobohnen und auch Sklaven an die Azteken abgeben.
Ankunft der Spanier und das Ende des Aztekenreichs
Ihre rücksichtlose Politik wurde den Azteken zum Verhängnis, als die europäischen Eroberer nach Amerika kamen: Im Jahr 1519 trafen die Spanier unter der Führung von Hernán Cortés im Tal von Mexiko ein. Sie verbündeten sich mit den umliegenden Völkern gegen die Azteken und griffen die Stadt Tenochtitlan an. Der Herrscher Montezuma II. wurde gefangen genommen und schließlich getötet. Im Jahr 1521 wurden Tenochtitlan und das gesamte Aztekenreich von den Spaniern besetzt.
Eine Zeitlang wurde behauptet, die Azteken hätten Cortés und seine Männer für Götter gehalten und ihnen deshalb einen friedlichen Empfang bereitet. Inzwischen halten Historiker diese Version für eine Erfindung: Wahrscheinlich wollte Montezuma II. die Spanier vielmehr mit Diplomatie davon abhalten, sich gegen sein Volk zu richten.

Hernán Cortés und seine Truppen betreten erstmals mexikanischen Boden
Nach der Zerstörung von Tenochtitlan und der Unterwerfung der Azteken begannen die Spanier, der indigenen Bevölkerung ihren eigenen, christlichen Glauben und ihre kulturellen Werte aufzuzwingen. Viele Azteken starben an Krankheiten wie Pocken, die mit den Europäern ins Land kamen und gegen die sie keine Abwehrkräfte hatten.
Noch heute leben viele Nachfahren der Azteken in Mexiko und anderen Teilen Mittelamerikas. Ihre Sprache Nahuatl wird von etwa 1,5 Millionen Menschen gesprochen. Mehrere Begriffe aus dem Nahuatl wurden in europäische Sprachen übernommen: Die Wörter "Tomate" oder "Schokolade" zum Beispiel haben ihren Ursprung in der Sprache der Azteken. Und auf der mexikanischen Flagge findet sich noch heute das heilige Zeichen der Azteken: der Adler, der auf einem Kaktus sitzt.

Nationalflagge von Mexiko
(Erstveröffentlichung 2025. Letzte Aktualisierung 15.04.2025)
UNSERE QUELLEN
- Camilla Townsend: "Fünfte Sonne. Eine Neue Geschichte der Azteken". Verlag C.H. Beck, 2023
- Stefan Rinke: "Konquistadoren und Azteken. Cortés und die Eroberung Mexikos". Verlag C.H. Beck, 2023
- Paul Strathern: "Empire. A new history of the world". Pegasus, 2021
Quelle: WDR