Bis ins 19. Jahrhundert gab der Storch den Menschen Rätsel auf: Wohin flog er im Herbst? Wo verbrachte er den Winter? Der deutsche Theologe, Philosoph und Naturforscher Albertus Magnus war im 13. Jahrhundert überzeugt, dass die Störche den Winter im Wasser verschlafen. Daneben kursierte die These, dass Meister Adebar womöglich auf dem Mond überwintert.
In einem deutschen Märchen steht zu lesen, dass Störche in ein fernes Land ziehen und dort die kalte Jahreszeit als Menschen verbringen würden.
Das Geheimnis um das Winterquartier des großen Vogels konnte schließlich durch eine makabre Entdeckung gelüftet werden: 1822 wurde auf einem Strohdach auf Gut Bothmer bei Kütz in Mecklenburg ein Weißstorch gefunden, in dessen Hals ein Pfeil aus dem zentralen Afrika steckte.
Der Storch war mit diesem Pfeil im Hals die weite Strecke nach Deutschland zurückgeflogen. Mit diesem "Mecklenburger Pfeilstorch" wurde zum ersten Mal bewiesen, dass Weißstörche im Winter nach Afrika ziehen. Das Exemplar mit dem 80 Zentimeter langen Pfeil ist noch heute im Museum des Zoologischen Instituts von Rostock zu bewundern.
(Erstveröffentlichung 2003. Letzte Aktualisierung 24.03.2020)
Quelle: SWR