Der Titel der Serie "Babylon Berlin" spielt auf ein Bild aus der Bibel an: auf die "Hure Babylon" aus dem Johannes-Evangelium. Die Serie schildert Berlin als Stadt, wo Sünde, Korruption und Gewalt hinter jeder Ecke lauern – so wie in der Bibel auch die Stadt Babylon beschrieben wird. Zugleich üben der Reichtum und die Pracht von Berlin in den "Goldenen Zwanzigerjahren" (also den 1920ern) eine große Anziehungskraft auf die Menschen aus.
Der Vergleich von Berlin mit Babylon ist nicht neu: 1929 bezeichnete der Schriftsteller Alfred Döblin die Stadt Berlin in seinem Roman “Berlin Alexanderplatz” als "große Hure Babylon”.
Und bereits um 1900 gab es in Deutschland eine regelrechte Babylon-Begeisterung. Sie wurde durch die deutschen Ausgrabungen im alten Mesopotamien (Babylonien) angefeuert, bei denen unter anderem Teile des Ischtar-Tors gefunden wurden. Seine Rekonstruktion steht heute im Berliner Pergamon-Museum.
Das antike Ischtar-Tor im Pergamonmuseum
Architekten, Wissenschaftler, Künstler und Literaten griffen das Motiv von Berlin als modernes Babylon auf und machten es populär. So wurde der Turm zu Babel zum Vorbild für Hochhausarchitektur – zum Beispiel glich das 1929 erbaute Karstadt-Warenhaus am Hermannplatz einem antiken Stufentempel (Zikkurat) aus Babylon. Ebenfalls im Jahr 1929 eröffnete in Berlin das Kino Babylon, das bis heute existiert und als Drehort für Szenen der Serie "Babylon Berlin" diente.
"Babylon Berlin" ist eine der international erfolgreichsten deutschen Serien überhaupt. Die Produktionsfirma verkaufte sie in mehr als 110 Länder. 2018 lief die erste Staffel im deutschen Fernsehen, 2023 dann bereits Staffel 4.
Hauptdarsteller der Serie "Babylon Berlin"
Die Fernsehserie beruht auf den Krimis von Volker Kutscher, ist aber nicht identisch mit seinen Büchern. Die Erzählung beginnt im Jahr 1929, zur Zeit der Weimarer Republik. Sie greift einige historische Ereignisse und Personen auf, ist aber ansonsten erfunden.
Babylon Berlin erzählt die Geschichte von Kriminalkommissar Gereon Rath, der als Soldat im Ersten Weltkrieg ein Trauma davongetragen hat. Die zweite Hauptfigur ist die junge Kriminalassistentin Charlotte Ritter. Sie verkörpert die moderne Frau der 1920er-Jahre.
Die dritte Hauptrolle spielt die Stadt Berlin. Es wurde an Originalschauplätzen gedreht, wie zum Beispiel im Strandbad Wannsee und vor dem Karstadt-Kaufhaus am Hermannplatz.
Das Karstadt-Kaufhaus am Hermannplatz wurde ab 1927 erbaut
(Erstveröffentlichung 2024. Letzte Aktualisierung 09.08.2024)
UNSERE QUELLEN
- Hanno Hochmuth: "Berlin – Das Rom der Zeitgeschichte". Aufbau-Verlag, Berlin 2024
- Andrea Polaschegg/Michael Weichenhan (Hg.): "Berlin-Babylon – eine deutsche Faszination 1890-1930". Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2017
- WDR3 Mosaik: "Urlaubsziel NRW-Drehorte – Babylon Berlin im Ruhrgebiet"
- Bundesstiftung Aufarbeitung: "Mythos Babylon Berlin. Weimar in der Populärkultur, Vortrag von Hanno Hochmuth 2018
- rbb: Drehorte von "Babylon Berlin" in Berlin mit Karte
- Filmtourismus.de: "Babylon Berlin"
- Deutschlandfunk Kultur: "Liebeserklärung an das Berlin der 20er-Jahre"
Quelle: WDR | Stand: 09.08.2024, 10:59 Uhr