Druckgrafik aus der Kölner Bibel (ca. 1478): "Die Hure Babylon" und der Engel mit dem Mühlstein

Babylon

Babylon in der Bibel

Viele Menschen kennen die Namen Babylon und Babylonien aus der Bibel. Vor allem der Turmbau zu Babel im Alten Testament ist vielen ein Begriff.

Von Martina Janning

Die "Hure Babylon"

Viele Menschen kennen die Namen Babylon und Babylonien aus der Bibel. In der Bibel im Johannes-Evangelium wird die Stadt Babylon vermenschlicht und als Prostituierte ("Hure Babylon") dargestellt, um zu zeigen, dass sich die Menschen von Gott abgewandt haben und der Sünde verfallen sind.

Daran ist die Aufforderung geknüpft, zu Glauben und Tugend zurückzukehren. Auch der Titel der erfolgreichen Fernsehserie "Babylon Berlin" bezieht sich unter anderem auf dieses Bild.

Heute wird vermutet, dass in der Bibel eigentlich das antike Rom gemeint ist, obwohl von Babylon geredet wird. Denn Johannes schrieb die Offenbarung vermutlich unter römischer Herrschaft am Ende des 1. Jahrhunderts vor Christus.

Der "Turmbau zu Babel"

Auch im Alten Testament geht es um Babylon: Die Erzählung vom "Turmbau zu Babel" spielt in Babylon. "Babel" ist der hebräische Name für die Stadt Babylon. Er bedeutet übersetzt "Verwirrung".

Genau darum geht es auch in der biblischen Geschichte vom Turmbau zu Babel: um Verwirrung. Gott brachte die Sprache der Menschen durcheinander, so dass sie einander nicht mehr verstehen konnten. Daraus entstand die Redensart vom "babylonischen Sprachgewirr".

Ein Gemälde aus dem 16. Jahrhundert zeigt den Turm von Babel

Ein Gemälde des Turms von Babel

Mit der Sprachverwirrung bestrafte Gott die Menschen für ihre Überheblichkeit, einen Turm bis in den Himmel bauen zu wollen – und damit den Sitz Gottes zu erreichen.

Zu der Zeit, als die biblische Geschichte vom Turmbau zu Babel geschrieben wurde, war der Tempelturm Etemenanki zu Ehren des babylonischen Gottes Marduk wahrscheinlich das höchste Bauwerk in Mesopotamien. Dieser gewaltige Tempel mag vielen gläubigen Juden wie Gotteslästerung vorgekommen sein.

Das babylonische Exil

Die biblische Geschichte vom "Turmbau zu Babel" stammt aus in einer Zeit, als Teile des jüdischen Volkes nach der Eroberung Jerusalems nach Babylon verschleppt worden waren und dort im Exil lebten.

Nebukadnezar II war gegen das Königreich Juda in den Krieg gezogen, weil der judäische König Jojachin ihm Schutzgeldzahlungen verweigert hatte. Im Jahr 597 vor Christus eroberte Nebukadnezar II Jerusalem, die Hauptstadt von Juda, entmachtete den König und brachte ihn und etwa 10.000 andere jüdische Anführer nach Babylon in Gefangenschaft – die sprichwörtlich gewordenen "Oberen Zehntausend".

Knapp zehn Jahre später kehrte Nebukadnezar II wieder nach Jerusalem zurück, denn auch der von ihm eingesetzte König in Juda hatte gegen ihn rebelliert. Nun zerstörte Nebukadnezar II die Stadt Jerusalem und ihren Tempel und brachte viele weitere Judäer nach Babylon in Gefangenschaft. Die Besiegten zu verschleppen, war damals eine übliche Vorgehensweise.

Das babylonische Exil

01:58 Min. Verfügbar bis 11.03.2025

In der babylonischen Gefangenschaft hielt die Religion die Judäer zusammen und das Judentum gewann an Bedeutung. In dieser Zeit begann die Zerstreuung des jüdischen Volkes in verschiedene Länder, was "jüdische Diaspora" genannt wird.

Im Alten Testament wird die babylonische Gefangenschaft als Strafe Gottes dargestellt. Doch erhaltene babylonische Keilschrift-Dokumente zeichnen ein anderes Bild. Demnach lebte das Volk Judas nicht versklavt, sondern hielt teilweise sogar selbst Sklaven. Nach dem Ende des Exils blieben viele Judäer freiwillig in Babylon und gingen nicht in ihre Heimat zurück.

Das babylonische Exil des jüdischen Volkes dauerte 60 Jahre und endete 539 vor Christus, als die Perser Babylonien besiegten.

(Erstveröffentlichung 2024. Letzte Aktualisierung 09.08.2024)

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Quelle: WDR

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