Ein Handwerksgeselle aus Deutz
August Bebel wurde 1840 im heutigen Kölner Stadtteil Deutz als Sohn eines Unteroffiziers geboren. Seine Eltern starben früh und er begann 1854 eine Lehre zum Drechsler, also als Handwerker. Anschließend zog er – wie später auch der Politiker Friedrich Ebert – als Geselle quer durch die deutschen Lande.
1860 ließ sich Bebel in Leipzig nieder und wurde dort Mitglied im gewerblichen Bildungsverein. Hier konnten sich Arbeiter und Handwerker wie Bebel weiterbilden, etwa in Rechnen, im Redenhalten oder Zeichnen. Es war die Zeit der wachsenden Arbeiterbewegung in Deutschland, die sich für die Rechte der Arbeiter einsetzte, und der Industrialisierung in Deutschland.
Viele Menschen mussten damals in den neuen Fabriken unter harten Bedingungen arbeiten, oft bis zu 16 Stunden am Tag. Die meisten wurden schlecht bezahlt und hatten nur einen Tag in der Woche frei. Gegen diese Ungerechtigkeit wollte Bebel etwas tun.
- Rainer Liedtke: "Die Industrielle Revolution". UTB Verlag, Stuttgart 2012
- Bundeszentrale für politische Bildung: "Industrielle Revolution"
- Bundeszentrale für politische Bildung: "Industrialisierung / industrielle Revolution" (Einfache Sprache)
- Kinderlexikon klexikon.de: "Industrielle Revolution"
- Deutsches Museum Digital: "Spinnmaschine 'Spinning Jenny'"
- Technikmuseen Deutschland: "Die 'Spinning Jenny' – Eine Maschine, die die Gesellschaft veränderte"
- Hans Böckler Stiftung / Geschichte der Gewerkschaften: "Industrielle Revolution – Die Dampfmaschine erobert die Welt"
- Hans Böckler Stiftung / Geschichte der Gewerkschaften: Industrialisierung gräbt die Gesellschaft um – Ausbeutung und Massenelend"
- Bibliographie Uni Tübingen: Hermann Bausinger: "Arbeit und Freizeit" (PDF)
- Bundeszentrale für politische Bildung: "Das junge Politik-Lexikon – Soziale Frage"
- Geschichte-Wissen.de: "Der Deutsche Zollverein"
- Kinderzeitmaschine.de: "Wie entstand der Deutsche Zollverein?"
- Wiley-VCH / Verlag Chemie: "Entwicklung der Eisen- und Stahlbauweise" (PDF)
- Deutsche Bahn: "Chronik von 1835 bis heute"
August Bebel wird Politiker
1866 gründete August Bebel gemeinsam mit dem Politiker Wilhelm Liebknecht eine Partei, die Sächsische Volkspartei, und zog als Abgeordneter in den Norddeutschen Reichstag ein. Ein paar Jahre später gründeten Bebel und Liebknecht dann die Sozialdemokratische Arbeiterpartei, einen Vorläufer der späteren SPD.
Während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 stellte sich Bebel gegen die Politik der deutschen Regierung. Er verweigerte zum Beispiel im Reichstag seine Zustimmung zu neuen Kriegskrediten, damit Deutschland den Krieg gegen Frankreich nicht weiterführen konnte. Bebel schlug vor, mit Frankreich Frieden zu schließen und wurde deswegen verhaftet.
Nach der Gründung des Deutschen Reichs 1871 ließ man ihn als neugewählten Reichstagsabgeordneten wieder frei. Aber Reichskanzler Otto von Bismarck wollte Bebel unbedingt wieder ins Gefängnis bringen lassen. Bismarck sah in den sozialistischen Ideen eine Gefahr für das Deutsche Reich. 1872 verurteilte man Bebel zu zwei Jahren Haft wegen Hochverrats. Man unterstellte ihm, er rufe in seinen Schriften dazu auf, die Reichsregierung zu stürzen.
Das Sozialistengesetz
Augst Bebel kam 1875 aus der Haft frei. Im selben Jahr vereinigten sich die beiden großen Organisationen der Arbeiterbewegung in Deutschland: Aus dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein und der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei entstand in Gotha die Sozialistische Arbeiterpartei, ein direkter Vorläufer der SPD.
Das deutsche Kaiserreich versuchte, die immer stärker werdende Arbeiterbewegung mit allen Mitteln zu unterdrücken. Da Deutschland eine aufstrebende Industrienation war, fürchteten sich vor allem Bürgertum und Adel vor den damals als revolutionär geltenden Ideen wie Demokratie, Gleichheit und Freiheit und möglichen Umsturzversuchen.
Nach zwei gescheiterten Attentaten auf Kaiser Wilhelm I. machte Bismarck die Sozialisten dafür verantwortlich. Am 19. Oktober 1878 konnte er im Reichstag das Gesetz "Gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie" durchsetzen, kurz "Sozialistengesetz" genannt.
Mit dem Sozialistengesetz wurden sozialdemokratische Vereine und Zeitungen verboten. Es gelang trotzdem nicht, die Sozialdemokraten zu unterdrücken. Bei den Reichstagswahlen von 1881 bis 1890 konnten sie ihre Stimmen verdreifachen: von etwa 312.000 auf 1,4 Millionen.
Nach dem Rücktritt von Bismarck 1890 endete auch das Sozialistengesetz. Kaiser Wilhelm II. verlängerte das befristete Ausnahmegesetz nicht, da er einen Ausgleich mit der zuvor bekämpften Arbeiterbewegung wollte.
Im selben Jahr wurde aus der Sozialistischen Arbeiterpartei die "Sozialdemokratische Partei Deutschlands" (SPD) und August Bebel einer ihrer Vorsitzenden. Die SPD stieg zur Partei mit den meisten Mitgliedern auf und wurde 1912 zum ersten Mal stärkste Reichstagsfraktion.
Für Demokratie und soziale Gerechtigkeit
August Bebel setzte sich nicht nur für die Rechte der Arbeiter ein, sondern auch für die Rechte der Frauen. 1879 veröffentlichte er sein Buch "Die Frau und der Sozialismus". Darin entwarf Bebel eine sozialistische Zukunftsgesellschaft.
In einer Zeit, in der Frauen noch gar nicht wählen durften, forderte er für sie die gleichen Rechte wie für Männer. Seine Ideen und sein Einsatz für soziale Gerechtigkeit legten die Grundlage für viele Verbesserungen, die heute in Deutschland selbstverständlich sind: Zum Beispiel den Acht-Stunden-Arbeitstag, das Recht auf Bildung und die Absicherung gegen Risiken wie Krankheit oder Arbeitslosigkeit.
August Bebel starb am 13. August 1913 in der Schweiz im Alter von 73 Jahren.
(Erstveröffentlichung 2024. Letzte Aktualisierung 04.12.2024)
UNSERE QUELLEN
- Ursula Hermann / Volker Emmerich (Hrsg): "August Bebel. Eine Biographie". Dietz Verlag Berlin, 1989
- Portal Rheinische Geschichte: "August Bebel – SPD-Vorsitzender (1840-1913)"
- SPD.de: "August Bebel – Begründer der deutschen Sozialdemokratie"
- Friedrich-Ebert-Stiftung: "Flugblatt zum Sozialistengesetz"
- Lebendiges Museum Online: "August Bebel 1840-1913"