Porträt des Politikers Friedrich Ebert (1871-1925)

Persönlichkeiten

Friedrich Ebert

Friedrich-Ebert-Straße, Friedrich-Ebert-Platz, Friedrich-Ebert-Stiftung: Sein Name begegnet uns auch heute noch im Alltag. Ebert war einer der wichtigsten Politiker der Weimarer Republik und wurde 1919 das erste demokratisch gewählte Staatsoberhaupt in der deutschen Geschichte.

Von Andrea Kath

Ein Mann aus dem Volk

Friedrich Ebert stammt aus einfachen Verhältnissen. Er kommt am 4. Februar 1871 in Heidelberg als siebtes von neun Kindern eines Schneider-Ehepaares zur Welt. Nach der Schulzeit beginnt er eine Ausbildung zum Sattler und geht 1889 auf die Walz, also auf die traditionelle Wanderschaft von Handwerks-Gesellen.

In diesen Wanderjahren beginnt Ebert, sich politisch zu engagieren. Mit 18 Jahren wird er Gewerkschafts-Mitglied und tritt 1889 in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ein. Schon während seiner Walz durch Deutschland macht Ebert Werbung für die SPD und hält Reden in den Städten, durch die er zieht.

Friedrich Ebert (5. von links) als Sattlergeselle im Kreise seiner Kollegen in Wesel

Friedrich Ebert (5. von links) als Sattlergeselle im Kreise seiner Kollegen

1891 führt Friedrich Eberts Wanderschaft nach Bremen. Hier beginnt seine politische Karriere. 1905 wird er in den Parteivorstand der SPD gewählt, 1912 zieht er als Abgeordneter in den Berliner Reichstag ein.

Als 1914 der Erste Weltkrieg beginnt, sollen die Politiker im Reichstag abstimmen, ob aus dem Staatshaushalt fünf Milliarden Mark für Waffen und die Kriegsführung ausgegeben werden sollen – die so genannten Kriegskredite. Die Sozialdemokraten unter Ebert stimmen zunächst dagegen, lenken später aber ein.

Ebert hofft, dadurch ein Druckmittel zu haben, um im Gegenzug die Lage der Arbeiter im Kaiserreich zu verbessern. Doch seine Taktik geht nicht auf und schadet am Ende der eigenen Partei: Eberts Kompromiss-Politik führt zur Spaltung der SPD. Mit der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) gibt es ab 1917 eine weitere sozialdemokratische Partei in Deutschland.

Politiker bei einer Sitzung im deutschen Reichstag um 1914

Eberts SPD stimmte 1914 letztlich auch für die Kriegskredite

Ebert und die junge Weimarer Demokratie

1918 ist der Erste Weltkrieg für Deutschland verloren. Am 9. November verkündet Reichskanzler Max von Baden die Abdankung des Kaisers und übergibt die Regierungsgeschäfte an Friedrich Ebert. Der verspricht, eine Nationalversammlung wählen zu lassen, die über die künftige Verfassung und die Staatsform Deutschlands entscheiden soll.

Doch sein Parteikollege Philipp Scheidemann kommt ihm zuvor: Schon am Nachmittag ruft er von einem Fenster des Reichstages in Berlin die Republik aus und schafft damit Fakten: Deutschland soll eine Demokratie werden. Eine vorübergehende Regierung aus SPD und USPD organisiert die ersten demokratischen Wahlen für die neu zu gründende Republik.

Philipp Scheidemann hält eine Rede an einem offenen Fenster.

Philipp Scheidemann ruft die Republik aus

Am 19. Januar 1919 dürfen alle wahlberechtigen Frauen und Männer in Deutschland zum ersten Mal ein Parlament wählen. Die SPD wird stärkste Fraktion. "Das deutsche Volk ist frei, bleibt frei und regiert in aller Zukunft sich selbst." Mit diesen Worten eröffnet Friedrich Ebert am 6. Februar 1919 die Nationalversammlung, also das deutsche Parlament.

Weil man in Berlin Unruhen befürchtet, findet die Sitzung in Weimar statt – daher wird der neue deutsche Staat auch "Weimarer Republik" genannt. Fünf Tage später wird Ebert zum Reichspräsidenten gewählt und damit zum ersten demokratischen Staatsoberhaupt in der deutschen Geschichte.

Doch die junge Demokratie hat mit vielen Problemen zu kämpfen: Innenpolitische Streitereien, Armut und Inflation bedrohen die Weimarer Republik. Auch gegen ihre Gegner von links wie von rechts müssen sich Reichspräsident Ebert und die neue demokratische Regierung von Anfang an wehren.

Die provisorische Reichsregierung im Januar 1919 in Weimar: Reichsjustizminister Otto Landsberg, Ministerpräsident Philipp Scheidemann, Reichswehrminister Gustav Noske, Reichspräsident Friedrich Ebert und Reichskanzler Rudolf Wissel

Friedrich Ebert (2. von links) und die provisorische Reichsregierung von 1919

Beleidigt und verleumdet

Die Zeiten sind turbulent: In den sechs Jahren seiner Reichspräsidentschaft erlebt Friedrich Ebert neun Kanzler und mehr als zwölf Kabinette. Ebert will Reichspräsident aller Deutschen sein – ihm sind politische Kompromisse im Zweifel wichtiger als die Politik seiner eigenen Partei.

Einige Parteimitglieder sind darüber empört: 1924 wollen sie ihn sogar aus der SPD ausschließen lassen. Die SPD-Führung stellt sich hinter ihren ehemaligen Parteivorsitzenden und verhindert ein Parteiausschlussverfahren.

Eberts Leben ist die Politik. Privates ist nur wenig bekannt - wie etwa über seine Ehe mit Louise Rump, die er 1894 in Bremen heiratet und mit der er fünf Kinder hat. Er soll ein guter Redner gewesen sein und ein unermüdlicher "Werber für die Republik", wie der Schriftsteller Thomas Mann 1922 schreibt.

Familienfoto um 1920: Friedrich Ebert (links) mit seinem Sohn Friedrich, seiner Frau Louise und Sohn Karl

Friedrich Ebert (links) mit zwei Söhnen und seiner Frau Louise

Andere sehen ihn kritisch. Einige linke Politiker und Intellektuelle werfen ihm vor, nicht energisch genug für eine Demokratisierung von Verwaltung, Wirtschaft und Militär in der Weimarer Republik zu kämpfen, wo nach wie vor kaisertreue, anti-demokratische Beamten das Sagen haben. Während seiner Amtszeit wird er von Gegnern der Republik wiederholt beleidigt und verleumdet und zieht gegen sie viele Male vor Gericht.

So auch im Dezember 1924 in Magdeburg. Ebert zeigt einen Journalisten wegen Beleidigung an, der in einem Bericht den Begriff "Landesverräter" für Ebert benutzt hatte. Der Journalist wird zwar zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Gleichzeitig stellt das Gericht aber fest, Ebert habe sich im Januar 1918 tatsächlich an einem Streik der Munitionsarbeiter in Berlin beteiligt und deshalb Landesverrat begangen. Er trage deshalb eine Mitschuld an der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg.

Gegen diesen Vorwurf wehrt sich Ebert juristisch – und lässt dadurch eine Blinddarmentzündung zu spät behandeln. Ein tödlicher Fehler: Nur fünf Tage nach seiner Blinddarm-Operation stirbt Friedrich Ebert am 28. Februar 1925 mit nur 54 Jahren.

(Erstveröffentlichung 2024. Letzte Aktualisierung 27.08.2024)

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Quelle: WDR

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