Friedrich Ebert

Der Kapp-Lüttwitz-Putsch

Am 13. März 1920 versuchten rechte Militärs und Politiker unter General Walther von Lüttwitz und Wolfgang Kapp, die Weimarer Republik zu stürzen. Sie waren unzufrieden mit dem Versailler Vertrag und wollten die Weimarer Republik beenden. Sie besetzten das Regierungsviertel in Berlin und setzten die Regierung ab. Die meisten Minister flohen aus der Stadt. Der Putsch scheiterte nach wenigen Tagen, da die Bevölkerung streikte und die Putschisten hinderte, die Kontrolle zu behalten.

Von Andrea Kath

Was passierte beim Kapp-Lüttwitz-Putsch?

Ein Putsch (auch "Staatsstreich" genannt) ist der Versuch, eine Regierung schnell und meist gewaltsam zu vertreiben und selbst die Macht zu ergreifen.

In Deutschland gab es zum Beispiel im März 1920 einen Putsch: den so genannten Kapp-Lüttwitz-Putsch (manchmal auch Kapp-Putsch genannt). Damals wollte eine Gruppe von Demokratie-Feinden die deutsche Regierung mit Gewalt stürzen. Ihre Anführer waren Walther von Lüttwitz und Wolfgang Kapp.

Wolfgang Kapp (links) und Walther von Lüttwitz | Bildquelle: INTERFOTO

Zuerst forderte der deutsche General von Lüttwitz am 10. März 1920 Reichspräsident Friedrich Ebert und Reichswehrminister Gustav Noske auf, das Parlament mit allen Abgeordneten aufzulösen und neu wählen zu lassen. Eine absurde Forderung ohne Grundlage, die beide ablehnten.

Am 13. März marschierte eine Eliteeinheit der deutschen Marine ("Marinebrigade Ehrhardt") in das Berliner Regierungsviertel ein und besetzte es. Den Befehl dazu hatte von Lüttwitz gegeben. Der Reichspräsident, der Reichskanzler und einige Minister waren zuvor schon nach Dresden geflohen, weil sie befürchteten, von den Putschisten gefangen genommen zu werden.

Die Soldaten der Reichswehr griffen nicht ein, als die Putschisten das Regierungsviertel in Berlin besetzten – obwohl es eigentlich ihre Aufgabe gewesen wäre, die Politiker zu beschützen.

Für kurze Zeit konnten deshalb Wolfgang Kapp und seine Mitverschwörer die Regierung übernehmen. Doch sie hatten nicht mit dem Widerstand der deutschen Bevölkerung gerechnet.

Soldaten und Arbeiterwehr verteidigen die Stadt Kiel gegen die Putschisten | Bildquelle: INTERFOTO

Was war der Grund für den Putsch?

Hintergrund für den Umsturz war der Friedensvertrag von Versailles. Nach dem Ersten Weltkrieg stand Deutschland als Verlierer da. Die Sieger, darunter Frankreich, Großbritannien und die USA, hatten die Deutschen zu hohen Wiedergutmachungs-Zahlungen verpflichtet.

Zudem musste Deutschland die Zahl seiner Soldaten verringern: Von etwa 250.000 auf rund 100.000. Man wollte das deutsche Militär damit so schwächen, dass es nicht noch einmal Krieg führen konnte. Das empfanden viele Deutsche als Schande und Demütigung.

Für Walther von Lüttwitz war das unannehmbar. Er war der ranghöchste General der Vorläufigen Reichswehr und suchte Verbündete, um gegen den Truppenabbau vorzugehen.

Der Versailler Vertrag gab Deutschland die alleinige Schuld am Ersten Weltkrieg | Bildquelle: picture alliance / SZ Photo / Scherl

Warum scheiterte der Kapp-Lüttwitz-Putsch?

Demokratische Politiker und Gewerkschafter riefen zum Generalstreik auf, um die Republik und die Demokratie zu retten.

Tatsächlich folgten etwa zwölf Millionen Menschen in Deutschland diesem Aufruf und legten ihre Arbeit nieder. Auch die meisten Berliner Beamten weigerten sich, die Anordnungen der selbsternannten neuen Regierung unter Kapp und von Lüttwitz zu befolgen. Große Teile der Industrie waren ebenfalls gegen den Putsch, weil sie darin eine Gefahr für die deutsche Wirtschaft sahen.

Das öffentliche Leben in Deutschland stand für mehrere Tage still. Es war der bisher größte Generalstreik in der deutschen Geschichte.

Deshalb scheiterte der Putsch nach nur vier Tagen am 17. März 1920. Wolfgang Kapp, Walther von Lüttwitz und die anderen Putschisten flohen aus Berlin.

So verteidigte die deutsche Bevölkerung die Demokratie und zeigte damit, dass es möglich war, gegen innere Feinde etwas auszurichten – wenn man zusammenhält.

Wer waren Lüttwitz und Kapp?

Walther von Lüttwitz (1859-1942) und Wolfgang Kapp (1858-1922) waren die Anführer, die den Umsturzversuch vom März 1920 planten und umsetzten. Von Lüttwitz war ein hoher General und Kapp ein Verwaltungsbeamter und Politiker. Kapp saß außerdem seit 1919 im Parteivorstand der rechten, deutschnationalen Volkspartei.

Weder Kapp noch von Lüttwitz wurden für ihre Taten juristisch bestraft: Wolfgang Kapp starb 1922 an einer Krebserkrankung, Walther von Lüttwitz kehrte 1925 aus dem Ausland nach Deutschland zurück, nachdem eine Amnestie erlassen worden war und der Staat also darauf verzichtete, ihn zu bestrafen.

(Erstveröffentlichung 2024. Letzte Aktualisierung 04.12.2024)