Diät
Süßstoffe
Zu viel Zucker ist ungesund und kann Karies, Übergewicht und Diabetes begünstigen. Die Wissenschaft sucht daher schon lange nach Ersatzstoffen, die ähnlich süß sind, aber weniger schädlich für den Körper.
Von Andrea Böhnke, Melanie Jost, Franziska Badenschier
Ersatzstoffe können eine Zucker-Alternative sein
Es gibt zwei verschiedene Sorten von Zuckerersatzstoffen: die Süßstoffe und die Zuckeraustauschstoffe. Süßstoffe schmecken etwa 10- bis 13.000-mal süßer als Zucker, haben aber kaum Kalorien. Beispiele für Süßstoffe sind Aspartam, Saccharin und Cyclamat.
Zu den Zuckeraustauschstoffen gehören Sorbit, Mannit und Xylit. Es handelt sich hierbei um Kohlenhydrate, die einen süßen Geschmack haben. Der Körper baut sie nur langsam ab und braucht hierfür kein Insulin. Zuckeraustauschstoffe sind daher auch für Diabetiker geeignet. Sie enthalten allerdings fast so viele Kalorien wie Zucker.
Zucker ist in großen Mengen ungesund
Saccharin: Der erste künstliche Süßstoff
Saccharin ist ein Süßstoff, der etwa 450-mal süßer schmeckt als herkömmlicher Zucker. Eine Legende besagt, dass der deutsche Chemiker Constantin Fahlberg den Stoff 1878 zufällig entdeckte, während er mit Steinkohleteer experimentierte.
Als der Versuchsansatz übergekocht sei, habe er abends ein süßes Aroma an Händen und Armen gerochen, sagte Fahlberg: die Geburtsstunde des ersten künstlichen Süßstoffs – heute unter dem Namen Saccharin bekannt.
Anfang 1879 machte Fahlberg seine Entdeckung öffentlich. Saccharin war preiswert und hieß daher auch "Zucker der armen Leute". 1902 verbot die deutsche Regierung den Süßstoff. Sie wollte die Zuckerindustrie schützen. 1916 hob sie das Verbot allerdings wieder auf.
Während des Zweiten Weltkriegs erfuhr Saccharin eine Art Renaissance. Da Zucker eine Mangelware war, stieg die Saccharin-Produktion steil an. Heute steckt der Süßstoff in vielen Diät-Produkten.
Thaumatin: Süße aus einer afrikanischen Pflanze
Thaumatin ist ein natürlicher Süßungstoff, der etwa 2000- bis 3000-mal süßer schmeckt als normaler Zucker. Es wird aus dem Samenmantel der Katemfe-Frucht gewonnen. Die Katemfe stammt aus der Tropenregion Afrikas.
Cyclamat: Eine zufällige Entdeckung
1937 entdeckten zwei US-Wissenschaftler Cyclamat. Das geschah eher zufällig, denn die Forscher der Universität Illinois waren eigentlich auf der Suche nach einem fiebersenkenden Mittel.
1950 kam der Süßstoff in den USA auf den Markt. Später geriet Cyclamat in Verdacht, krebserregend zu sein. Eine kontroverse Diskussion entbrannte. Wissenschaftliche Studien kamen schließlich zu dem Ergebnis, dass dieser Verdacht unbegründet war.
Xylitol: Zuckeraustauschstoff, der Karies verhindern kann
Xylitol geht auf Entdeckungen zweier Chemiker zurück. Der Deutsche Emil Fischer und der Franzose Emil Bertrand stellten 1891 den Zuckeraustauschstoff her. Der Stoff ist genauso süß wie herkömmlicher Zucker, hat aber nur 2,4 Kilokalorien pro Gramm.
Das weiße Original liegt mit rund vier Kilokalorien pro Gramm deutlich darüber. Durch Xylitol bildet sich zudem weniger Plaque auf den Zähnen als durch herkömmlichen Zucker – das Kariesrisiko ist somit geringer.
Neue Süßstoffe
Acesulfam ist im Vergleich zu anderen Süßstoffen recht neu. In Deutschland kam es 1990 auf den Markt. Auch Aspartam erhielt erst in den 1990er-Jahren seine Zulassung. Seitdem verleiht es unter anderem der Cola-Light seine Süße. Ein anderes relativ neues Süßungsmittel ist Neohesperidin.
Stevia: Eine Neuentdeckung aus Südamerika
Stevia ist ein Süßmittel, das aus einer Pflanze gewonnen wird. Es stammt ursprünglich aus Südamerika. Die dort ansässigen Guarani nutzen das Kraut schon seit Jahrhunderten, um ihre Speisen zu süßen.
In der Europäischen Union sind die Blätter der Stevia-Pflanze nicht zum Verzehr zugelassen. Seit 2011 dürfen ihre süßen Inhaltsstoffe, die sogenannten Stevioglykoside, jedoch als Lebensmittelzusatzstoff eingesetzt werden. Auf der Zutatenliste steht die Stevia-Süße unter dem Namen "Zusatzstoff E 960".
Die süßen Inhaltsstoffe der Stevia-Pflanze sind seit 2011 zugelassen
(Erstveröffentlichung 2002. Letzte Aktualisierung 09.12.2020)
Quelle: WDR