Ende des 19. Jahrhunderts kamen Wissenschaftler zum ersten Mal dem Geheimnis der Vitamine auf die Spur. Auslöser war eine in weiten Teilen Asiens sehr verbreitete Krankheit: Beriberi. Die Symptome waren ein wackeliger Gang, Lähmungen und Erbrechen; oft kam es auch zu einer tödlichen Herzschwäche.
Erst in den 1890er-Jahren entdeckte der holländische Arzt Christiaan Eijkman, dass ein Mangel an Vitamin B1 (Thiamin) die Krankheit verursacht. Doktor Eijkman war damals zur Erforschung von Beriberi nach Holländisch-Ostindien geschickt worden, ins heutige Indonesien.
Eines Tages beobachtete er im Hof des Marinehospitals in Batavia, dass nicht nur seine Patienten, sondern auch Hühner an dem heimtückischen Nervenleiden erkrankten. Wie so oft war bei der Lösung des Rätsels der Zufall auf der Seite des Tüchtigen.
Christiaan Eijkman beobachtete nämlich, dass die Hühner dann von der Krankheit verschont blieben, wenn man sie nicht mit weißem, poliertem Reis fütterte, sondern mit braunem, ungeschältem. Das Geheimnis musste demnach in der Schale des Korns verborgen liegen.
In ungeschältem Reis steckt Vitamin B
Als er auch seine Patienten mit braunem Reis versorgte, verschwanden bei ihnen ebenfalls die Symptome. 1897 wurde so das Thiamin entdeckt, das Vitamin B1.
Erst zwei Jahrzehnte später gelang es, die Struktur des geheimnisvollen Stoffes zu entschlüsseln. 1929 wurde Christiaan Eijkman für seine Entdeckung mit dem Nobelpreis geehrt.
Noch im 21. Jahrhundert sorgte Beriberi in Israel für Schlagzeilen. Dort hatte man im Jahr 2003 viele Säuglinge, die unter einer Kuhmilchallergie litten, mit einem Milchersatz aus Soja ernährt. Versehentlich hatte es der deutsche Hersteller damals versäumt, der Ersatznahrung das lebensnotwendige Vitamin B1 zuzuführen. Mehr als 20 Babys erkrankten an Beriberi, drei von ihnen starben.
Quelle: SWR | Stand: 10.12.2020, 12:03 Uhr