Tödlicher Vitaminmangel

Planet Wissen 11.03.2024 01:55 Min. UT Verfügbar bis 28.10.2025 WDR Von Jan Voelkel

Vitamine

Vitamin C

Vitamin C (Ascorbinsäure) ist das bekannteste unter den Vitaminen. Der ungarische Mediziner und Biochemiker Albert Szent-Györgyi isolierte es 1926 zum ersten Mal aus Paprika und Kohl.

Von Jochen Zielke

1933 klärte Walter Norman Haworth auch die chemische Struktur auf. Beide erhielten dafür 1937 den Nobelpreis für Medizin und Chemie.

Später entwickelte der Chemiker Tadeus Reichstein ein Verfahren für die industrielle Herstellung von Vitamin C aus Traubenzucker und wurde ebenfalls vom Nobel-Komitee geehrt.

Mangelerscheinungen der Seefahrer

Die Geschichte des Vitamin C ist lang und ruhmreich. Weltweit bekannt wurde Vitamin C durch die Vitamin-Mangelkrankheit Skorbut. Seefahrer litten früher häufig auf langen Reisen unter Zahnfleischfäule, Gelenkentzündungen, Muskelschwund und Bindegewebeschwäche. Viele starben durch Herzmuskelschwäche.

Dass dies alles auf Vitamin-C-Mangel zurückzuführen war, auf die schlechte Ernährung an Bord, wo es lange nur trockenen Zwieback und Dörrfleisch gab, wusste damals noch niemand. Auch nicht der englische Schiffsarzt James Lind.

Lind fand 1752 aber eine Behandlungsmethode gegen den gefürchteten Skorbut – frisches Obst. Orangen und Zitronen hatten zwei Erkrankten geholfen.

Von den Erkenntnissen profitierte wenig später der Weltumsegler James Cook. Er nahm Zitronen und Sauerkraut mit an Bord und verlor bei seinen langen Seefahrten fortan keine Männer mehr durch Skorbut. 1776 wurde er dafür von der Royal Society ausgezeichnet.

Zitrusfrüchte und Vitamin C-Tabletten.

Ob natürlich oder als Tabletten - Vitamin C ist das bekannteste Vitamin

Wirkung

Eine der hervorstechendsten Eigenschaften von Vitamin C ist die Fähigkeit, sogenannte Freie Radikale unschädlich zu machen. Freie Radikale entstehen aus Sauerstoff oder auch als Abfallprodukte im menschlichen Stoffwechselgeschehen.

Vitamin C wirkt zusammen mit Spurenelementen wie Selen, Zink oder Mangan wie ein inneres Rostschutzmittel. Es schützt unsere Zellen vor der Oxidation durch Freie Radikale.

Außerdem soll Vitamin C unser Immunsystem stärken und die Anfälligkeit für Erkältungskrankheiten senken, aber auch für Rheuma, Asthma oder Allergien.

Weniger bekannt ist die Bedeutung von Vitamin C für den Kollagenaufbau, für die Bildung des Bindegewebes und die Ankurbelung von Entgiftungsprozessen in der Leber sowie für die Bindung und Ausscheidung von Schadstoffen.

Herkunft

Vitamin C als zentrales Vitamin mit Multifunktionen wird von Pflanzen und Tieren produziert. Ausgangsstoff für die Produktion ist Traubenzucker. Über zwei biochemische Schritte entsteht daraus Vitamin C. Wir Menschen haben die Fähigkeit offenbar im Laufe der Evolution verloren.

Wissenschaftler vermuten, dass Vitamin C an mehr als 15.000 Stoffwechselabläufen beteiligt ist. Allerdings ist es auch eines der empfindlichsten Vitamine und wird sehr schnell durch Wärme, Licht oder Sauerstoff zerstört.

Leckerwissen - Zitrusfrüchte

Zitrusfrüchte gehören zu den bekanntesten Vitamin-C-Lieferanten

Durchblick

Am häufigsten findet man Vitamin C übrigens in den Augenlinsen beziehungsweise in der Tränenflüssigkeit. Hier ist der Gehalt um das Fünfzigfache höher als im Blut. Vitamin C in der Tränenflüssigkeit hält viele Freie Radikale aus der Umwelt von der Augenlinse fern.

Auch in der Augenlinse selbst werden ständig Freie Radikale unschädlich gemacht. Funktioniert dieser Schutzmechanismus nicht mehr richtig, beginnt sich die Augenlinse zu trüben. Grauer Star ist die Folge.

Detailaufnahme, Auge einer Frau mit grüner Iris

Vitamin C schützt vor Linsentrübung

Vitamin C-Fan

Chemiker und Nobelpreisträger Linus Pauling war derart vom gesundheitsfördernden und lebensverlängernden Effekt der Substanz überzeugt, dass er in seinen letzten Lebensjahren gewaltige Mengen schluckte, bis zu 18 Gramm täglich. So hohe Dosierungsempfehlungen sind auch heute immer wieder zu lesen, sollten aber kritisch betrachtet werden.

Pauling glaubte, dass Menschen täglich ähnlich viel Vitamin C brauchen müssten wie Tiere. Er rechnete deren potenzielle tägliche Vitamin C-Produktion hoch und kam dabei auf Werte zwischen zehn und zwölf Gramm pro Tag. Da wir so viel kaum über die Nahrung zu uns nehmen können, griff er zu purem Vitamin C.

Portrait Linus Pauling

Linus Pauling nahm große Mengen Vitamin C zu sich

Der Nobelpreisträger starb im hohen Alter von 93 Jahren. Das machte ihn für viele zum Vorbild. Sein langes Leben galt als Beweis für die Wirksamkeit von Vitamin-C-Zusätzen.

Diese Überzeugung wurde von übertriebenen Interpretationen epidemiologischer Erhebungen gestärkt. Darin wurde die schützende Wirkung von Vitamin C angeblich mehrfach belegt – heute sehen viele Experten diese Studien etwas nüchterner.

Die Angst vor dem Vitaminmangel

Planet Wissen 11.03.2024 03:59 Min. UT Verfügbar bis 28.10.2025 WDR Von Axel Bach

Quelle: SWR | Stand: 10.12.2020, 11:24 Uhr

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