Der Frosch hält die goldene Kugel der Prinzessin in seinen Händen.

Gold

Mythen und Geschichten rund ums Gold

Das Gold fasziniert die Menschen seit Jahrtausenden. Kein Wunder, dass Gold auch in vielen alten Geschichten eine Rolle spielt.

Von Lydia Drozdzynski

In Märchen und Mythen spiegelt sich die ganze Sehnsucht des Menschen nach Geltung, Anerkennung und Macht. Gold ist das kostbarste Metall und wird daher am meisten begehrt. Um es zu besitzen, entfachen die Menschen ungeheure Energien, die positive Seiten haben können, aber auch kriminelle. Neid, Gier, Habsucht und Geiz werden angesichts des Edelmetalls sichtbar.

In den Märchen und Sagen werden die "Guten" für ihr entbehrungsreiches Verhalten, Bescheidenheit und Fleiß belohnt. Die moralisch-ethischen Werte siegen über die materiellen Vorteile. Hier einige Beispiele.

König Midas

So sind etwa die Gottheiten des alten Griechenlands reich mit Gold ausgestattet: Der Wagen des Sonnengottes Helios besteht ebenso aus Gold wie die Pfeile des Liebesgottes Eros (der auf lateinisch Amor heißt).

Die griechische Sage über König Midas lehrt, dass Gold nicht alles ist: König Midas nimmt den verirrten Quell- und Waldgott Silen auf und verpflegt ihn. Dionysos – der Gott der Fruchtbarkeit und Schüler des Silen – ist von diesem Verhalten angetan und froh, seinen Lehrer wiederzuhaben. Er will Midas belohnen und stellt ihm einen Wunsch frei.

Dieser antwortet prompt: "Schaffe, dass alles, was mein Leib berührt, in funkelndes Gold sich wandle." Der Wunsch wird dem König gewährt.

Gemälde: Porträt des Gottes Dionysos

Dionysos erfüllte Midas einen fatalen Wunsch

Midas ist glücklich, als bei der Berührung eines Steins dieser zu Gold wird. Er streift die Getreidehalme, Äpfel, Wasser im Brunnen und alles wird zum Edelmetall. Mit einer Berührung verwandelt er seinen Stuhl und Tisch in Gold.

In so einem Haus möchte er mit seinen Freunden tafeln und lädt sie ein. Der König will etwas von dem Essen und dem Wein kosten – aber alles, was er berührt, wird sofort zu Metall. Die Gnade, aus allem Gold machen zu können, wird schnell zum Fluch.

Dionysos gibt ihm den Rat, sich im Quell des Flusses Paktalos zu waschen und er wird von der Qual befreit sein. Der römische Dichter Ovid überliefert diese Geschichte mit dem Schlusssatz: "König Midas liebte das Gold nicht mehr."

Die Bundeslade

Die Bundeslade ist eines der Heiligtümer der Israeliten, von dem man nicht weiß, wo es sich wirklich befindet. Angefertigt wurde sie unter der Führung Mose. Sie sollte ein Symbol des Bundes zwischen Mensch und Gott sein und enthielt ursprünglich nur die alttestamentarischen Gesetzestafeln.

Die Bundeslade wird seitdem mehrfach in der Bibel erwähnt, doch seit der Eroberung Jerusalems durch die Babylonier 587 vor Christus gilt sie als verschollen.

In Äthiopien gibt es angeblich eine einsame kleine Kirche nahe der Stadt Aksum und einen einzigen einsamen Priester, der die Bundeslade bewacht. Niemand außer ihm und dem Oberhaupt der äthiopisch-orthodoxen Kirche darf sie sehen. Experten aus aller Welt bezweifeln jedoch, dass es sich um die echte Lade handelt.

Die Bundeslade soll aus feinstem Akazienholz gearbeitet und mit Gold überzogen sein. Zusätzlich soll sie in ihrem Inneren mit Schieferplatten verkleidet sein, die ebenfalls mit Gold überzogen sind.

Gemälde: Menschen tragen die Bundeslade

Um die Bundeslade ranken sich viele Legenden

Der Schatz der Nibelungen

Der Nibelungenschatz stammt aus dem Reich der Unterwelt und verheißt nichts Gutes: "Das Gold, das ehemals Gunst besessen, wird einst zwei Brüdern Untergang bringen und acht Fürsten zum Unheil werden."

Der Goldschatz wird von dem Zwerg Alberich behütet. Dieser besitzt eine Tarnkappe, die ihn unsichtbar macht. Dem Helden Siegfried gelingt es, die Tarnkappe zu entwenden und damit den Schatz an sich zu nehmen. Nach der Ermordung Siegfrieds durch Hagen von Tronje geht der Schatz an seine Witwe Kriemhild über.

Doch auch Kriemhild hat nicht lange etwas von ihrem Reichtum. Ihr wird der Schatz von Hagen von Tronje gestohlen, der ihn anschließend im Rhein versenkt.

Im Verlaufe der Nibelungensaga geht es tatsächlich sehr blutig zu und Glück bringt der Schatz niemandem. Das Bild des feuerschnaubenden Drachen, der in einer Einöde auf seinem nutzlosen Gold eifersüchtig lauert, ist zum Symbol des Geizes, des Neides und der unheilvollen Goldgier geworden.

Viele Schatzsucher sind dem Mythos Nibelungenschatz auf den Fersen, doch gefunden hat ihn bislang noch keiner.

Gemälde: Hagen versenkt Nibelungenhort

Hagen von Tronje versenkt den Schatz im Rhein

Die Gebrüder Grimm

Die Märchen der Gebrüder Grimm handeln in ungezählten Beispielen von goldenen Wesen und Gegenständen: von Goldäpfeln, Goldvögeln, Goldpferden und Gold produzierenden Eseln. Zum Beispiel "Die Sterntaler": Ein braves Mädchen gibt sein ganzes Hab und Gut den Armen und als es selbst nichts mehr hat, regnen die Sterne als Goldtaler vom Himmel.

Das Märchen "Die Goldkinder" der Gebrüder Grimm handelt in einer komplizierten Folge vom Erfüllen der Wünsche durch einen Zauberfisch, von der Unfähigkeit zu schweigen, von Elternliebe und Geschwisterbindungen. Die zwei goldenen Kinder schweben aufgrund ihres Aussehens ständig in Gefahr, insbesondere als einer der beiden Brüder in die Welt hinauszieht.

Zwei goldene Lilien im Garten der Eltern zeigen an, wie es den Kindern geht, wenn sie gerade nicht zu Hause sind. Als dem Fortgezogenen tatsächlich nach allerlei Abenteuern und einer glücklichen Heirat ein Unglück passiert, bekommt er die Hilfe seines daheim gebliebenen Bruders.

Das wird reichlich belohnt: "Die beiden Goldkinder freuten sich, als sie sich wiedersahen, küssten und herzten sich, ritten zusammen fort aus dem Wald, der eine zu seiner Braut, der andere heim zu seinem Vater: 'Ich wusste wohl, dass du deinen Bruder erlöst hattest, denn die goldene Lilie ist auf einmal wieder aufgestanden und hat geblüht.'"

Zeichnung: Mädchen fäng Goldtaler mit einem Hemd auf

Bei den Gebrüdern Grimm fallen Sterne als Goldtaler vom Himmel

(Erstveröffentlichung 2002. Letzte Aktualisierung 05.11.2018)

Quelle: WDR

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