Der Weihnachtsmann mit Glocke

Weihnachtsbräuche

Vom Nikolaus zum Weihnachtsmann

Früher brachte der Legende nach der Nikolaus die Geschenke und nicht der Weihnachtsmann. Wann und warum änderte sich das?

Von Sophie von Glinski

Eine moderne Erfindung

Der Weihnachtsmann ist eine Erfindung der Moderne. In früheren Jahrhunderten brachte der Nikolaus den Kindern die Geschenke – und zwar an seinem Gedenktag, dem 6. Dezember.

Oft kam er nachts – dann stellten die Kinder ihre Schuhe oder selbst gebastelte Schiffchen auf, die sie am Morgen mit Äpfeln, Nüssen und Süßigkeiten gefüllt vorzufinden hofften.

Neben dieser anonymen Geschenke-Verteilung gab es auch Einkehrbräuche: Der Nikolaus kam ins Haus, begleitet von seinem Knecht Ruprecht (in Österreich dem "Krampus"), um festzustellen, ob die Kinder brav gewesen waren und gut gelernt hatten.

Historisches Vorbild des Weihnachts-Nikolaus ist der Heilige Nikolaus, im 4. Jahrhundert Bischof von Myra, der als Patron der Schüler gilt. Im Weihnachtsbrauch wurde die Nikolausfigur dementsprechend in Bischofskleidung mit weitem Mantel und Mitra dargestellt.

Martin Luther erfand das Christkind

Der Reformator Martin Luther wetterte heftig gegen solche "Fastnachts-Narrheiten" und propagierte statt des katholischen Heiligen einen neuen, protestantischen Gabenbringer: das Christkind.

Weihnachtspostkarte mit dem Christkind (um 1909)

In manchen Familien bringt das Christkind die Geschenke

In der Folge löste das Christkind den Nikolaus ab, Geschenke gab es jetzt am 24. oder 25. Dezember.

Trotzdem bestand der Nikolausbrauch weiter und wurde im 19. Jahrhundert zu einer neuen Konkurrenz für das Christkind: Auf den alten Nikolausbildern basierend, entstand die Vorstellung vom Weihnachtsmann.

Zum ersten Mal erwähnt wird er in dem Lied "Morgen kommt der Weihnachtsmann" von Hoffmann von Fallersleben (1835). Der österreichische Maler Moritz von Schwind zeichnete ihn 1847 als bärtigen Alten.

Der Weihnachtsmann kommt nach Amerika

Diese Bilder hatte der deutsche Auswanderer Thomas Nast im Kopf, als er 1863 in den USA den "Santa Claus" erfand – eine Mischung aus deutschem Nikolaus, holländischem Sinterklaas und englischem Father Christmas, mit dickem Bauch und Pelzhaube.

Diese Vorstellung hatte sich bis 1930 auch in Deutschland so weit durchgesetzt, dass etwa die Hälfte der Kinder an den Weihnachtsmann glaubten.

Interessanterweise sind es heute vor allem die katholischen Familien, die die ursprünglich protestantische Christkind-Tradition weiter pflegen.

Der Weihnachtsmann wird rot-weiß

Seit den 1920er-Jahren ist der Weihnachtsmann rot-weiß gekleidet. Dies machte ihn zum idealen Maskottchen für Coca-Cola: Ab 1931 gestaltete der Grafiker Haddon Sundblom jährliche Werbekampagnen für die Getränkefirma, die die neue – alte – Weihnachtsfigur weltweit verbreiteten.

Weihnachtsmannmütze hängt an der Garderobe

Der Weihnachtsmann ist traditionell rot weiß gekleidet

Der Nikolaus ist übrigens auch unter anderen Namen bekannt. In den Niederlanden heißt er Sinterklaas, Samichlaus wird er in der Schweiz und Kleeschen in Luxemburg genannt. Father Christmas nennen ihn die Engländer und Père Noël besucht in Frankreich die Kinder.

(Erstveröffentlichung 2005. Letzte Aktualisierung 17.12.2019)

Quelle: SWR

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