Stickereibild mit Bebel-Porträt

Persönlichkeiten

August Bebel und das Sozialistengesetz

August Bebel war einer der wichtigsten deutschen Politiker. Er setzte sich als einer der ersten für die Rechte von Arbeitern und Frauen ein und war Mitbegründer der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD).

Von Andrea Kath

Ein Handwerksgeselle aus Deutz

August Bebel wurde 1840 im heutigen Kölner Stadtteil Deutz als Sohn eines Unteroffiziers geboren. Seine Eltern starben früh und er begann 1854 eine Lehre zum Drechsler, also als Handwerker. Anschließend zog er – wie später auch der Politiker Friedrich Ebert – als Geselle quer durch die deutschen Lande.

1860 ließ sich Bebel in Leipzig nieder und wurde dort Mitglied im gewerblichen Bildungsverein. Hier konnten sich Arbeiter und Handwerker wie Bebel weiterbilden, etwa in Rechnen, im Redenhalten oder Zeichnen. Es war die Zeit der wachsenden Arbeiterbewegung in Deutschland, die sich für die Rechte der Arbeiter einsetzte, und der Industrialisierung in Deutschland.

Viele Menschen mussten damals in den neuen Fabriken unter harten Bedingungen arbeiten, oft bis zu 16 Stunden am Tag. Die meisten wurden schlecht bezahlt und hatten nur einen Tag in der Woche frei. Gegen diese Ungerechtigkeit wollte Bebel etwas tun.

Die Industrielle Revolution

01:39 Min. UT Verfügbar bis 25.09.2028 Von Christian Brandt, Claudio Como

August Bebel wird Politiker

1866 gründete August Bebel gemeinsam mit dem Politiker Wilhelm Liebknecht eine Partei, die Sächsische Volkspartei, und zog als Abgeordneter in den Norddeutschen Reichstag ein. Ein paar Jahre später gründeten Bebel und Liebknecht dann die Sozialdemokratische Arbeiterpartei, einen Vorläufer der späteren SPD.

Während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 stellte sich Bebel gegen die Politik der deutschen Regierung. Er verweigerte zum Beispiel im Reichstag seine Zustimmung zu neuen Kriegskrediten, damit Deutschland den Krieg gegen Frankreich nicht weiterführen konnte. Bebel schlug vor, mit Frankreich Frieden zu schließen und wurde deswegen verhaftet.

Porträt von August Bebel (SPD)

August Bebel setzte sich für den Frieden mit Frankreich ein

Nach der Gründung des Deutschen Reichs 1871 ließ man ihn als neugewählten Reichstagsabgeordneten wieder frei. Aber Reichskanzler Otto von Bismarck wollte Bebel unbedingt wieder ins Gefängnis bringen lassen. Bismarck sah in den sozialistischen Ideen eine Gefahr für das Deutsche Reich. 1872 verurteilte man Bebel zu zwei Jahren Haft wegen Hochverrats. Man unterstellte ihm, er rufe in seinen Schriften dazu auf, die Reichsregierung zu stürzen.

Das Sozialistengesetz

Augst Bebel kam 1875 aus der Haft frei. Im selben Jahr vereinigten sich die beiden großen Organisationen der Arbeiterbewegung in Deutschland: Aus dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein und der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei entstand in Gotha die Sozialistische Arbeiterpartei, ein direkter Vorläufer der SPD.

Das deutsche Kaiserreich versuchte, die immer stärker werdende Arbeiterbewegung mit allen Mitteln zu unterdrücken. Da Deutschland eine aufstrebende Industrienation war, fürchteten sich vor allem Bürgertum und Adel vor den damals als revolutionär geltenden Ideen wie Demokratie, Gleichheit und Freiheit und möglichen Umsturzversuchen.

Nach zwei gescheiterten Attentaten auf Kaiser Wilhelm I. machte Bismarck die Sozialisten dafür verantwortlich. Am 19. Oktober 1878 konnte er im Reichstag das Gesetz "Gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie" durchsetzen, kurz "Sozialistengesetz" genannt.

Karikatur von Otto von Bismarck, bei der sein Kopf als Schädel mit Beschriftungen dargestellt ist (Zeichnung von Robert Holoch 1879)

Bismarck zog mit vielen politischen Entscheidungen den Spott der Karikaturisten auf sich

Mit dem Sozialistengesetz wurden sozialdemokratische Vereine und Zeitungen verboten. Es gelang trotzdem nicht, die Sozialdemokraten zu unterdrücken. Bei den Reichstagswahlen von 1881 bis 1890 konnten sie ihre Stimmen verdreifachen: von etwa 312.000 auf 1,4 Millionen.

Nach dem Rücktritt von Bismarck 1890 endete auch das Sozialistengesetz. Kaiser Wilhelm II. verlängerte das befristete Ausnahmegesetz nicht, da er einen Ausgleich mit der zuvor bekämpften Arbeiterbewegung wollte.

Im selben Jahr wurde aus der Sozialistischen Arbeiterpartei die "Sozialdemokratische Partei Deutschlands" (SPD) und August Bebel einer ihrer Vorsitzenden. Die SPD stieg zur Partei mit den meisten Mitgliedern auf und wurde 1912 zum ersten Mal stärkste Reichstagsfraktion.

Für Demokratie und soziale Gerechtigkeit

August Bebel setzte sich nicht nur für die Rechte der Arbeiter ein, sondern auch für die Rechte der Frauen. 1879 veröffentlichte er sein Buch "Die Frau und der Sozialismus". Darin entwarf Bebel eine sozialistische Zukunftsgesellschaft.

In einer Zeit, in der Frauen noch gar nicht wählen durften, forderte er für sie die gleichen Rechte wie für Männer. Seine Ideen und sein Einsatz für soziale Gerechtigkeit legten die Grundlage für viele Verbesserungen, die heute in Deutschland selbstverständlich sind: Zum Beispiel den Acht-Stunden-Arbeitstag, das Recht auf Bildung und die Absicherung gegen Risiken wie Krankheit oder Arbeitslosigkeit.

August Bebel starb am 13. August 1913 in der Schweiz im Alter von 73 Jahren.

(Erstveröffentlichung 2024. Letzte Aktualisierung 04.12.2024)

Quelle: WDR

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