Japan
Die Geschichte Japans
Die ersten Menschen kamen wohl über Landbrücken nach Japan. Durch umfassende Klimaänderungen wurde Japan später eine Inselkette. Die Menschen blieben – und kämpften über Jahrtausende um die Macht.
Von Andrea Böhnke
Kultur der Jäger und Sammler
Seit wann in Japan Menschen leben, ist wissenschaftlich bislang nicht genau belegt. Archäologische Funde deuten darauf hin, dass die ersten Homo sapiens in der Altsteinzeit nach Japan kamen, also etwa 30.000 bis 10.000 vor Christus.
Sie gelangten, das gilt als gesichert, vom asiatischen Festland über Landbrücken nach Japan, die durch den steigenden Meeresspiegel später wieder verschwanden und Japan zu einer Inselkette machten.
Die erste relativ gut dokumentierte Kultur in dieser Region ist die der Jōmon, die von 10.500 bis 300 vor Christus datiert wird. Die Menschen der Jōmon-Kultur benutzten Werkzeuge und fertigten Keramik an.
Anders als andere Kulturen zu dieser Zeit betrieben sie jedoch noch keine Landwirtschaft, sie webten keine Kleidung und errichteten keine größeren Bauwerke.
Die Jōmon waren Jäger und Sammler; die Menschen ernährten sich von Tieren, die sie erlegten, sowie von Nüssen und Wurzeln, die sie fanden. Ihre Kleidung stellten sie aus Baumrinde her.
In einer Ausgrabungsstätte in Nordjapan fand man Spuren der Jōmon-Kultur
Zersplittertes Land
Die Yayoi-Periode (300 vor bis 250 nach Christus) brachte viele Fortschritte mit sich, etwa Metall-Werkzeuge wie Äxte, Hacken und Sicheln, mit deren Hilfe sich Reis kultivieren ließ.
Etwa in dieser Zeit wurde Japan das erste Mal schriftlich in chinesischen Chroniken erwähnt, und zwar unter dem Namen "Wo". In den Schriften heißt es, dass das Land in mehr als hundert verschiedene Staaten unterteilt sei.
Tatsächlich gab es im Süden des Landes wohl zahlreiche Königreiche, wobei das wichtigste Yamato war (heute: Präfektur Nara). Yamato gilt als Geburtsort des japanischen Kaisergeschlechts Tennō (auf Deutsch: "Himmlischer Herrscher"); dieser Titel existiert bis heute.
Anfänge des Buddhismus
Unter der Herrschaft von Prinz Shōtoku wurden im sechsten Jahrhundert die Ideen, Prinzipien und Regeln des Buddhismus' in Japan etabliert. Shōtoku soll es auch gewesen sein, der sich dem chinesischen Kaiser erstmals als "Herrscher des Landes der aufgehenden Sonne" vorstellte (auf Japanisch: Nihon, das Wort für Japan). 622 starb Shōtoku und durch einen Putsch einige Jahre später auch seine ganze Familie.
Die neue Regierung führte umfassende Reformen durch, die sogenannten Taika-Reformen. Nach dem Vorbild Chinas zentralisierte sie ihre eigene Macht, vergrößerte ihren Einfluss und setzte den Kaiser an die Spitze.
Auch bedingt durch den kulturellen Austausch mit China begannen die Gelehrten in Japan etwa im siebten Jahrhundert zu schreiben. Zu Beginn des achten Jahrhunderts entstanden zwei der wichtigsten historischen Schriftstücke: das Kojiki und das Nihon Shoki, beides Sammlungen japanischer Geschichten und Mythen.
Die alte Geschichtensammlung Nihon Shoki ist noch in chinesischer Schrift verfasst
Loslösung von China
Während zwischen 600 und 700 nach Christus verschiedene Kaiser über Japan herrschten, wechselte die Hauptstadt immer wieder von einem zum anderen Ort. 794 verlegte Kaiser Kammu sie nach Heian, das heutige Kyoto.
Kammu lockerte zudem die bis dahin starke Verbindung zwischen Regierung und (chinesischem) Buddhismus und machte einen Vorstoß, den bis dahin autonomen Norden des Landes zu erobern, was ihm 802 auch gelang.
Unter Kammu etablierte sich eine neue Form des Buddhismus', die weniger eine Kopie des chinesischen war und mehr eine eigens japanische. Nach Kammus Tod führten die nachfolgenden Kaiser seine Politik fort.
Kunst und Literatur blühten auf und im Laufe des zehnten Jahrhunderts wurde ein neues Alphabet in Japan etabliert, das Kana-Alphabet. Bis dahin hatten die Menschen das chinesische Alphabet zum Lesen und Schreiben verwendet.
Militärregierung der Samurai
Während der Adel und die Vermögenden im elften und zwölften Jahrhundert ein unbeschwertes und luxuriöses Leben nahe des Hofes lebten, entwickelte sich in den Provinzen eine neue Macht: die Samurai.
Die Samurai waren Krieger aus dem Landadel, die ursprünglich den Kaiser auch in den entlegensten Gegenden verteidigen und seinen Willen durchsetzen sollten. Doch die Samurai wurden zusehends autonomer und mächtiger – sogar mächtiger als die Regierung.
1192 gründeten die Samurai ihre eigene Militärregierung, das Shōgunat. Die Samurai ließen den Kaiser gewissermaßen Kaiser sein – doch die eigentliche Kontrolle hatte der Shōgun, der Anführer des Shōgunats.
In der Mitte des 15. Jahrhunderts stand das Shōgunat vor der Frage, wer der Nachfolger des regierenden Shōgun Ashikaga Yoshimasa werden sollte. Yoshimasa hatte zunächst keine Kinder und brachte selbst seinen jüngeren Bruder ins Spiel.
Allerdings wurde Yoshimasa schließlich doch noch Vater eines Sohnes und die Frage nach seinem Nachfolger spaltete das Land. Schließlich kämpfte jeder gegen jeden. 1590 gelang es Toyotomi Hideyoshi, die damalige Hauptstadt Kyoto einzunehmen, und er trug entscheidend zur Einigung des Landes bei.
Die Samurai entwickelten sich zu einer eigenen Macht
Abriegelung von der Außenwelt
Nach Hideyoshi übernahm Tokugawa Ieyasu die Macht in Japan. Unter dem Tokugawa-Shōgunat wurde der Regierungssitz nach Edo verlegt und das Land nach und nach vollständig von der Außenwelt abgeriegelt: Niemand durfte mehr heraus oder hinein. Die Japaner bezeichnen diese Zeit (1630er-Jahre bis 1853) auch als "Sakoku", was übersetzt "Geschlossenes Land" heißt.
Nach Jahrhunderten des Krieges herrschte jedoch endlich Frieden in Japan. Die Bevölkerung und Wirtschaft wuchsen und die Bildung und Infrastruktur verbesserten sich. 1853 forderten die USA mit Unterstützung des Militärs, dass Japan das Land öffnen solle. Die japanische Regierung lenkte ein und legte vertraglich fest, dass die USA, Großbritannien und Russland Handel mit Japan betreiben durften.
Bald darauf stürzten die Herrscher einiger Regionen im Süden die Regierung, machten den Kaiser wieder zu einem richtigen Kaiser und benannten die Hauptstadt Edo in Tokio um, zu deutsch "Hauptstadt im Osten". Die neue Regierung war westlicher. Sie etablierte eine neue Konstitution sowie ein Militär nach westlichem Maßstab.
Beteiligung an zwei Weltkriegen
Ende des 19. Jahrhunderts eroberte Japan Korea und plante dann, auch russische Gebiete einzunehmen. Doch Russland war die stärkere Macht. Um dieser etwas entgegenzusetzen, bildeten Japan und Großbritannien 1902 eine Allianz.
Nach Ende des Ersten Weltkriegs waren japanische Vertreter Teil der Pariser Friedenskonferenz, auf der unter anderem beschlossen wurde, dass das Land seine im Laufe des Krieges eroberten Gebiete behalten dürfe – unter anderem die Marshallinseln, die vorher eine deutsche Kolonie gewesen waren. Außerdem trat Japan in den Völkerbund ein, eine zwischenstaatliche Organisation, die von 1920 bis 1946 bestand.
Ungeachtet dieses Bündnisses startete Japan Anfang der 1930er-Jahre einen Feldzug gegen China mit dem Ziel, den gesamten Osten einzunehmen. 1940 schloss Japan mit Deutschland und Italien den Dreimächtepakt und griff ein Jahr später den US-Marinestützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii an. Die Vergeltung folgte 1945, als das US-amerikanische Militär Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki warf.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs war Japan das erste Mal in seiner Geschichte von US-amerikanischen und britischen Truppen besetzt. Seit Anfang der 1950er-Jahre, mit Abschluss des Friedensvertrags von San Francisco, ist das Land jedoch wieder souverän. Die Wirtschaft erlebte einen enormen Aufschwung. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich Japan zu einem der wichtigsten Produzenten von Computern, Fernsehgeräten und Kameras und ist das noch heute.
1945 trafen US-Atombomben die japanischen Städte Nagasaki und Hiroshima
(Erstveröffentlichung: 2022. Letzte Aktualisierung 10.05.2022)
UNSERE QUELLEN
- Encyclopedia Britannica: "History of Japan" (Englisch)
- Lebendiges Museum Online: "Japan als Verbündeter des Deutschen Reiches"
- Bernhard Seid: "Religion in Japan. Ein digitales Handbuch". Universität Wien (online seit 2001)
- Delmer M. Brown et al.: "The Cambridge History of Japan". Volume 1-6. Ancient Japan, Heain Japan, Mediaval Japan, Early Modern Japan, The Nineteenth Century, The Twentieh Century. Cambridge University Press, Cambridge, 2008.
Quelle: WDR